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Aklima Iqbal

Wordrap und Studiovisit @ Creative Cluster, 20.3.2025

Mein bevorzugtes künstlerisches Medium ist…
… hauptsächlich Malerei, aber ich beschränke mich nicht auf ein bestimmtes Medium. Ich wähle das Medium basierend auf den Anforderungen eines jeden Projekts und experimentiere ständig mit neuen Techniken. Früher habe ich mit Acryl gearbeitet, doch mittlerweile kombiniere ich oft Acryl und Öl, sowie Spray- und Airbrush-Techniken. In letzter Zeit habe ich begonnen, Textilien wie Wolle und Näharbeiten in meine Werke einzubeziehen. Ich möchte erforschen, wie Textilien aus Objekten, Wänden oder anderen Oberflächen heraus entstehen können, um ein Gefühl der Verbindung zu schaffen. Dieser Prozess steht erst am Anfang, aber ich freue mich darauf, ihn weiterzuentwickeln. Ich finde, dass jedes Medium unterschiedliche Emotionen und Erfahrungen hervorruft.

Meine Kunst in drei Worten…
Wenn ich male, dann lebe ich. In diesen Momenten existiere ich nicht nur – ich werde. In der Stille meines Ateliers verschwindet die Zeit – nur die Schöpfung bleibt. Mein Geist spricht – nicht nur durch Farbe, sondern durch jeden Pinselstrich, jedes stumme Wort. Meine Kunst ist mein Leben. Sie trägt alles in sich, was ich erlebe, sehe, beobachte und fühle. Wenn ich male, versuche ich, nicht zu viel nachzudenken – ich bemühe mich, loszulassen, frei zu sein. Und doch finden unbewusst all meine Erfahrungen und Beobachtungen ihren Weg in mein Werk.

Ein wiederkehrendes Thema in meiner Arbeit ist…
… Ordnung und Chaos – wie in meinem Diplomprojekt im letzten Jahr gezeigt, interessiert es mich, wie Fragmente von beidem in einem Raum koexistieren. Meine Arbeit reflektiert auch meine Erfahrungen als migrantische Künstlerin aus Bangladesch – meine Kultur, meine Sprache und meine Identität – und wie ich mich an eine neue Kultur und Sprache angepasst habe. Dieser Prozess des kulturellen Wandels und der Integration ist zu einem zentralen Element meiner Arbeit geworden und hebt Themen wie Identität, Transformation und die Freiheit der Selbstdefinition hervor. Ich untersuche den Aufbau und die Auflösung alltäglicher Formen, um sie von festen ideologischen Rahmen zu befreien. Meine Werke verweben absurde Narrative und mehrdeutige Kontexte, geleitet von Intuition und einer tiefen Neugier auf menschliche Kommunikation und Verhalten.

Ich finde Inspiration für meine Kunst durch…
… Natur, Objekte, Menschen, Beobachtungen, Lektüren, Filme und Musik. Beim Malen höre ich immer Musik und schreibe auch. Ich nenne es „Wortzeichnen“ – es soll kein traditionelles Gedicht entstehen, sondern eine Sammlung von Wörtern, die mir während des Schaffensprozesses in den Sinn kommen. Diese bilden abstrakte Kompositionen, eine Art Sprache aus einem visuellen Alphabet, einem System aus Symbolen, Wörtern und Formen, das über traditionelle Grenzen hinaus kommuniziert. Neben dem Malen und Schreiben schaffe ich auch Objekte, die mit meinen Gemälden verbunden sind. Mein Diplomprojekt hat Objekte mit Gemälden kombiniert und durch eine durchgehende Linie einen nahtlosen Übergang vom Boden zur Wand geschaffen. Ich erkunde gerne Konzepte wie Unendlichkeit, Grenzen und Linien – sie können Landschaften hervorrufen, die aus der Vogelperspektive betrachtet werden. Ein Beispiel war ein 10 Meter langes Gemälde, das es den Betrachtern ermöglicht hat, sich durch den Raum zu bewegen und in den Flow des Kunstwerks einzutauchen.

Das Feedback, das mich am meisten beeinflusst hat…
Ashley Hans Scheirl hat mir einmal gesagt, ich solle weiterhin das tun, was ich tue, und meiner eigenen Herangehensweise vertrauen – ein Rat, der mich immer ermutigt hat, meiner künstlerischen Stimme treu zu bleiben. Während meines ersten Jahres in der Zeichenklasse hat mir Veronika Dirnhofer geraten, mich mehr darauf zu konzentrieren, was ich sehe, und das direkt in meine Zeichnungen zu übersetzen. Dieser Rat begleitet mich bis heute. Gerlind Zeilner gab mir ebenfalls wertvolle Einsichten. Sie hatte bemerkt, dass es mir nicht gefällt, wenn meine Arbeiten mit denen berühmter Künstler verglichen worden sind. Sie hat mich daran erinnert, dass Menschen Vergleiche ziehen, weil sie diese Namen kennen, aber ich sollte mich davon nicht beeinflussen lassen – ich solle einfach mein eigenes Ding machen.

Wenn ich anderen aufstrebenden Künstlern einen Rat geben könnte, wäre es…
… vergleicht euch nicht mit anderen und macht euch keine Sorgen um deren Anerkennung oder Erfolg. Bleibt fokussiert, arbeitet weiter und vertraut darauf, dass eure Zeit kommen wird, wenn sie kommen soll. Seit ich acht Jahre alt bin, nehme ich die Kunst ernst. Damals habe ich entschieden, Künstlerin zu werden. Ich habe Kunstunterricht bei zwei Lehrern erhalten und an jedem Wettbewerb teilgenommen, den ich finden konnte. Das Gewinnen von Auszeichnungen, sowohl lokal als auch international, hat mir Motivation und Selbstvertrauen gegeben. Als mir klar geworden ist, dass ich Kunst studieren und als Beruf Künstlerin sein könnte, wurde das mein einziges Ziel. Ich war immer entschlossen, weiter zu arbeiten, egal unter welchen Umständen, und habe mich nie von den Meinungen anderer beeinflussen lassen. Ich glaube daran, meinem Publikum die Freiheit zu geben, meine Kunst auf ihre Weise zu interpretieren, aber für mich geht es darum, was ich persönlich aus dem kreativen Prozess gewinne.

Der Übergang vom Studium zur künstlerischen Unabhängigkeit bedeutet für mich…
Ich finde ihn wirklich schwierig; ich vermisse immer noch mein Atelier an der Universität. Es hatte eine ganz einzigartige Energie für mich, und ich habe dort meine ganze Zeit verbracht, Tag und Nacht. Meine Professorin Despina Stokou hat oft gewitzelt, wenn ich eine neue Serie fertiggestellt hatte:  „Aklima, du brauchst einen Freund! Du musst das Atelier verlassen!“ Jetzt verstehe ich, warum sie das gesagt hat, aber ich liebe es wirklich zu arbeiten. Damals dachte ich, es würden automatisch mehr Möglichkeiten auf mich zukommen. Im Moment fühlt es sich ruhig an, und unabhängig zu sein, kann ein bisschen beängstigend sein. Die Akademie war ein sicherer Raum – eine unterstützende Umgebung, in der ich mich ermutigt gefühlt habe. Ich bin meinen Professor_innen, Ashley, Veronika, Despina, Alice, Ruby und anderen, so dankbar für ihre ständige Motivation. Nach meiner Zeit im Atelier des Creative Cluster weiß ich nicht, was als Nächstes kommt. Aber ich weiß, dass es wichtig ist, weiterzumachen und motiviert zu bleiben. Ich glaube, dass sich die Zeiten wieder ändern werden, und mich niemand aufhalten kann. Ich habe so viele Pläne für die Zukunft und bin entschlossen, sie zu verwirklichen.

Meine bisher größte künstlerische Errungenschaft…
Eine meiner bedeutendsten Errungenschaften war der Abschluss meines Diploms im Jahr 2024. 2023 wurde ich für das Ö1-Talentstipendium nominiert. 2022 wurde ich für den Stiftung-Vordemberge-Gildewart-Preis nominiert und habe an einer Ausstellung der Nominierten im mumok ausgestellt. Im selben Jahr habe ich an der Gruppenausstellung Soft Machine teil, einer Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Pavillon auf der 59. Biennale von Venedig, organisiert von Phileas, zusammen mit Ashley Hans Scheirl, Jakob Lena Knebl und deren Studierenden. 2021 habe ich den Füger-Preis der Akademie erhalten und wurde mit dem Preis des Dekans der Fakultät für Kunst bei der 1. Internationalen Druckgrafik-Triennale (2017) in Cieszyn, Polen, für In Search of the Impossible ausgezeichnet. Meine Arbeiten wurden national und international ausgestellt, was mir geholfen hat, meine Präsenz in der zeitgenössischen Kunstszene aufzubauen.

Mein Atelier im Creative Cluster ist ein Ort, an dem…
… ich mich vollständig ausdrücken, mich in meine Kreativität vertiefen und mich völlig wohlfühlen kann. Es ist nicht nur ein Arbeitsraum – es ist der Ort, an dem ich meine Leidenschaft lebe und mich wirklich glücklich fühle. Das Atelier ist hell und wunderschön, es ist einer meiner Lieblingsorte.

Eine künstlerische Idee oder ein Projekt, das ich gerne umsetzen möchte…
Ich würde gerne weiter mit Textilien arbeiten und vielleicht in Zukunft die Technik des Tuften erkunden. Außerdem fühle ich mich gerade zu großformatigen Gemälden hingezogen, da sie ein größeres Gefühl von Freiheit und eine umfassendere Erforschung ermöglichen. Kleinere Arbeiten fühlen sich oft einschränkend an und bieten weniger Raum für Experimente. Ich bin gespannt darauf, die Grenzen weiter zu verschieben und zu sehen, wohin mich diese Reise führt. Ich genieße es sehr, die Freiheit zu haben, außerhalb der Norm zu denken und konventionelle Ansätze in meinem kreativen Prozess herauszufordern.