Andrea Zabric
Wordrap und Studiovisit @ Creative Cluster, 10.3.2025
Mein bevorzugtes künstlerisches Medium ist …
…definitiv Malerei. Innerhalb dieses Feldes gibt es unzählige Nischen, die ich immer neu entdecke und miterfinde.
Meine Kunst in drei Worten …
Ich glaube, es sind jeden Tag andere Worte – je nachdem, wie der Arbeitstag verläuft. Drei Worte sind nur drei Worte; ich denke, es kommt darauf an, wie diese drei Worte miteinander in Beziehung stehen. Und diese Relationen verändern sich zwangsläufig immer wieder.
Ein Thema, das sich durch meine Arbeit zieht, ist …
…auf jeden Fall Malmaterial und Maltechnik. Für meine erste Einzelausstellung in Wien, die im September bei Spouse stattfindet, worauf ich mich wirklich sehr freue, werde ich mich mit Enkaustik und Freskomalerei auseinandersetzen. Enkaustik ist eine Maltechnik mit Wachs und Pigment – eine sehr, sehr alte Technik, die ihren Ursprung in Ägypten hat. Die ersten Portraits, die man auf Holztafeln im westlichen Kulturkreis gefunden hat, sind die Fayum-Portraits, die in Enkaustik-Technik gemalt wurden. Es ist offensichtlich eine Technik, die über Jahrtausende hinweg stabil bleibt und die Pigmente sehr gut konserviert – das Bild ist dabei wie eine Schicht.
Die Inspiration für meine Kunst hole ich mir aus …
… sowohl aus der Geschichte als auch aus Geschichten. Zum Beispiel habe ich mich letztes Jahr intensiv mit Pompeji und einer Figur dort, Afra Sperantia, auseinandergesetzt, einer Gastwirtin im antiken Pompeji. Wenn ich Bücher lese oder Radio höre – das können aktuelle politische Themen sein, die mich beschäftigen – sind diese aber nie direkt sichtbar in meiner Arbeit, sondern vielmehr wie Spuren. Was man tatsächlich sieht, ist das Material. Ich sehe Pigmente zum Beispiel auch als Protagonistinnen, die ihre eigene Geschichte und Logik haben, und die man nicht einfach dominieren kann. Man kann damit kommunizieren und eine Beziehung aufbauen, aber ich glaube nicht, dass ich eine Autoreninnenschaft besitze. Ich habe ein Problem mit dem Wort „schaffen“, es hat für mich etwas zu „göttliches“. Eigentlich ist es vor allem Arbeit und Handwerk – mehr als irgendetwas anderes, würde ich sagen.
In Bezug auf die Verwendung von Materialien ist mir wichtig, dass ...
… auch die Geschichte der Materialien zu Tragen kommt. Wenn ich mich für ein Pigment entscheide, möchte ich wissen, wie es zu uns Menschen gekommen ist und wie wir es nutzen. Vieles ist Farbe. Naturpigmente wurden auf eine ganz bestimmte Weise extrahiert. Es ist mir wichtig, über ihre ökonomische Geschichte und ihre Provenienz Bescheid zu wissen, welche kulturelle Konnotationen diese Pigmente haben, wo sie verwendet werden, wer alles in dieser Kette beteiligt ist, bis sie schließlich bei mir ankommen. Auf der einen Seite sind Pigmente ja etwas sehr Alchemisches und Wertvolles, auf der anderen sind sie zu einem Industrieprodukt geworden.
Mein Studio im Creative Cluster ist für mich ein Ort, wo ...
…ich arbeite.
Mein größter künstlerischer Erfolg bisher ist …
… der Moment, in dem man sich gerade noch mit etwas beschäftigt hat, an dem man hängt, und schon etwas Neues vorbereitet. Das bewegt und verschiebt sich permanent. Erfolg ist ein eher schwieriges Wort für Künstler_innen.
Der Übergang vom Studium in die künstlerische Selbstständigkeit bedeutet für mich…
…Freiheit. Die Akademie bietet Schutz und Infrastruktur. Gleichzeitig ergab sich dadurch immer auch das Gefühl, dass jemand hinter einem steht und einem die Hand reicht, was manchmal ein bisschen viel sein kann. Irgendwann müssen diese Fäden abgeschnitten werden. Ich hatte immer das Glück, nie in ein schwarzes Loch gefallen zu sein, in dem ich nicht wusste, wie es weitergeht. Das resultiert aus vielen verschiedenen Aspekten der künstlerischen Arbeit: etwa tätig zu sein, sich auszutauschen und sich zu vernetzen, sodass eine Community entsteht. Das bedeutet für mich auch Freiheit.
Das Feedback, das mich am meisten geprägt hat…
…sind nach wie vor die Gespräche, die ich mit meinen Kolleg_innen führe. Das schätze ich sehr. Am meisten habe ich von meinen Kommiliton_innen und Kolleg_innen gelernt. Ich treffe mich regelmäßig mit anderen Malerinnen in einem informellen Zirkel, in dem wir uns austauschen.
Wenn ich anderen aufstrebenden Künstler_innen einen Rat geben könnte, wäre es…
… einfach dranbleiben – das ist sehr wichtig. Wirklich dranbleiben, diszipliniert sein und sich einen eigenen Rhythmus schaffen. Die Vorstellung von der Künstlerin als Boheme ist immer noch sehr lebendig, bis man merkt: Nein, eigentlich ist es Arbeit.
Eine künstlerische Idee oder ein Projekt, das ich mich freue, zu verwirklichen…
Es gibt gerade viele Dinge, auf die ich mich freue. Momentan gestalte ich ein Cover für eine Schallplatte in Siebdrucktechnik, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe. Während des Studiums war ich besessen davon, für unsere Akademieausstellungen Plakate in Siebdruck zu drucken. Das ist zwar ein kleines Projekt im Vergleich zu einer Einzelausstellung, aber ich freue mich sehr darüber. Meine Malerei ist eine Praxis, in der ich viel Zeit alleine im Atelier verbringe, was ich auch schätze. Bei solchen „angewandten“ Projekten bin ich aber mehr im Gespräch und wir reflektieren den gemeinsamen Prozess.