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Anna Dian

Wordrap und Studiovisit @ Creative Cluster, 26.2.2025

Mein bevorzugtes künstlerisches Medium ist…
… zurzeit Malerei und Zeichnung. Ich arbeite aber auch sehr gerne mit Installation, Video, Sound, Text und Performance. 

Meine Kunst in drei Worten…
Welt-innen-raum. Das ist eine Metapher von Rainer Maria Rilke, die mich in meinem Schaffen schon sehr lange begleitet.

Meine künstlerische Praxis dreht sich um…
… die Erforschung meines Verhältnisses zur Welt und darum, über Kunst mit der Umwelt, anderen Lebewesen und mit mir selbst in eine kreative Interaktion zu treten. Dabei steht für mich das prozesshafte, die Erfahrung sowie eine intuitive, experimentierfreudige Arbeitsweise im Vordergrund. Besonders wichtig ist mir die Auseinandersetzung und Verbindung mit Naturorten und den dort anzutreffenden Lebewesen – seien es Pflanzen, Tiere, Pilze oder neuerdings auch Gesteinsformationen. Aus diesen Begegnungen versuche ich zu lernen. In meinen Arbeiten mache ich die Spuren dieses Kontakts, meine Empfindungen und die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sichtbar und gebe sie weiter. Ich möchte auf diese Weise erkunden, wie künstlerische Prozesse uns darin unterstützen können, unser Verhältnis zur Umwelt, sowohl auf individueller als auch gesellschaftlicher Ebene, zu reflektieren und nach Möglichkeit neu zu gestalten und zu erleben.

Die Inspiration für meine Kunst hole ich mir aus…
…unterschiedlichen Naturorten, an denen ich Zeit verbringe – etwa in Wäldern, Auenlandschaften, am Meer oder seit kurzem in Tropfsteinhöhlen. Diese faszinieren mich besonders und haben mich zu einer neuen Serie von Malereien und Zeichnungen inspiriert. Meine Herangehensweise besteht darin, mich in die Natur zu begeben und an diesen Orten Zeit zu verbringen, zunächst ohne die Absicht, dass etwas entsteht. Ich lasse mich einfach auf den jeweiligen Ort ein, beobachte, spüre und nehme wahr, was da ist. Meistens entsteht ganz von selbst der Drang, die Erfahrungen in eine Zeichnung, Malerei, oder auch in eine Soundarbeit zu übersetzen. 

In Bezug auf die Verwendung von Materialien ist mir wichtig, dass…
… ich Materialien mit Bedacht verwende und, wenn möglich, wiederverwende. Mein Ziel ist eine nachhaltige Kunstpraxis, weshalb ich gerade versuche, alte Arbeiten zu recyceln oder Second-Hand-Textilien als Malgrund zu verwenden. Aus meiner Studienzeit habe ich viele Acrylfarben, die ich noch aufbrauchen möchte. Gleichzeitig experimentiere ich schon damit, Naturfarben selber herzustellen. Auch für die Malgründe suche ich nachhaltige Alternativen – das funktioniert beides eigentlich recht einfach. Mit Erde, getrockneten und fein gemahlenen Blättern oder Blüten, die mit Öl oder mit Wasser vermischt werden, lassen sich tolle Farben kreieren, die zudem auch duften. Es wäre mein Wunsch, dass das meiste, was ich herstelle, sich irgendwann auch wieder vollständig auflösen kann.

Mein Studio im Creative Cluster ist für mich ein Ort, wo…
… ich mich wohlfühle und den ich sehr wertschätze. Es bietet mir die Möglichkeit, in einen Austausch mit anderen Kunstschaffenden zu gehen, mich aber auch komplett zurückzuziehen und mich ganz meiner Kunst zu widmen. Es ist das erste Mal, dass ich in einem Gemeinschaftsatelier so viel Raum für mich habe, das tut äußerst gut und hat meine Praxis sehr positiv beeinflusst.

Mein größter künstlerischer Erfolg bisher war…
… meine Diplomausstellung und die Arbeiten, die während meiner Zeit an der Akademie entstanden sind. Ich habe damals viel wertschätzende Resonanz bekommen, das hat mich sehr bewegt, vor allem auch zu sehen, wie berührt die Besucher_innen von den Arbeiten waren und welche Dialoge dadurch angeregt wurden. Es war schön, dass die Verbindung, die ich durch meine Kunst herstellen möchte, tatsächlich funktioniert hat.

Der Übergang vom Studium in die künstlerische Selbstständigkeit ist für mich…
… herausfordernd, aber zugleich wichtig und befreiend. Ich befinde mich in einem Prozess, in den ich gerade hineinwachse. Ich lerne, mir eine neue Struktur zu schaffen, mich mit anderen Künstler_innen zu vernetzen und aktiv Feedback einzuholen – alles Dinge, die davor an der Akademie so selbstverständlich waren. Ich habe das Gefühl, dass ich mich aktuell in dieser Phase neu orientiere und weiterentwickle, das empfinde ich als eine bereichernde Erfahrung.

Das Feedback, das mich am meisten geprägt hat…
… kam von meinen Professor_innen Martin Guttmann, Michael Höpfner und Saskia Te Nicklin an der Akademie. Sie haben mir bewusst gemacht, dass Kunst machen ein fortlaufender, sich stetig wandelnder Prozess ist, der immer wieder neue Formen annehmen und sich in anderen Medien ausdrücken kann; gleichzeitig, dass es innerhalb dieses Prozesses aber auch wichtig ist, zu reflektieren, sich der eigenen künstlerischen Position immer wieder neu bewusst zu werden und dadurch bei sich selbst zu bleiben.

Wenn ich anderen aufstrebenden Künstler_innen einen Rat geben könnte, wäre das…
Das finde ich schwierig zu beantworten, weil es so viele Arten gibt, Kunst zu schaffen. Ich glaube, es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, innezuhalten und über die eigene Kunstpraxis sowie die eigenen Beweggründe nachzudenken und zu versuchen darüber zu schreiben. Dadurch kann man nicht nur die eigene künstlerische Ausrichtung besser verstehen, sondern auch neue Perspektiven für die eigene Arbeit entdecken. Ebenso wertvoll ist der Austausch mit anderen Künstler_innen, um einander Feedback zu geben und neue Impulse zu erhalten.

Eine Idee oder ein künstlerisches Projekt, das ich mich freue zu verwirklichen…
Ich freue mich schon sehr, dieses Jahr am Community Kunstprojekt Residenza Lab in Italien mitzuwirken, bei dem es um die Frage gehen wird, was wir als Individuen und als Gesellschaft von Pflanzen lernen können. Außerdem möchte ich gerne eine Ausstellung mit meinen aktuellen Arbeiten realisieren und in diesem Rahmen die Besucher_innen zu einer Soundperformance in einer Tropfsteinhöhle einladen. Wie genau das klingen und wo es stattfinden wird, möchte ich aber noch nicht verraten.