Skip to main content

Ella Steinbach & Xandi Vogler (Lex Hymer)

Im Gespräch mit Barbara Pflanzner, Studio Creative Cluster, 24. Mai 2023

Zusammen mit eurer Kollegin Selma Lindgren setzt ihr Projekte als Gruppe Lex Hymer um. Was ist euer Ansatz?

ES: Wir bezeichnen uns gern als eine dreiköpfige Bühnen- und Kostümbildnerin. Es gibt drei Auswüchse, die in einen Strang zusammenfließen. Auch wenn wir nicht gleichzeitig zu dritt an einem Projekt arbeiten steht Lex Hymer darüber. Im Theater arbeitet man ja immer kollektiv, wir beginnen unsere Zusammenarbeit aber bereits ab dem Entwurf des Bühnen- und Kostümbildes und können so auch im übergeordneten Sinn Projekte miteinander verbinden. Ich schätze an unserer Zusammenarbeit, dass diese Urheberinnenschaft ausgehebelt wird: Es herrscht ein großes Vertrauen und eine Freizügigkeit, dass eine ursprüngliche Idee durch das Übergeben innerhalb der Gruppe etwas anderes werden darf. Unter dem Namen Lex Hymer treten wir als privates Individuum zurück und präsentieren uns in unserer Arbeit als Gruppe.

Wie darf man sich eure kollektive Arbeit vorstellen?

XV: Die Arbeit in Bühne und Kostüm ist unglaublich vielfältig und es gibt viele unterschiedliche Aufgaben im Prozess, angefangen von ersten Gesprächen, dem Entwurf, gefolgt von Werkstattabgaben, den Proben bis zur Premiere – das geht manchmal über die Dauer von über einem Jahr und ist von der Intensität her auch recht unterschiedlich. Aktuell arbeiten wir an vier Projekten gleichzeitig, die sich alle in einem unterschiedlichen Entwicklungsstadium befinden. Wenn man etwa gerade im Entwurfsprozess ist – ich würde sagen, das ist die intimste Phase eines Projekts – kann man nicht gleichzeitig am Theater arbeiten und proben. Deswegen haben wir einen Modus geschaffen, der es uns erlaubt, uns Dinge übergeben zu können und dadurch auch die Aufgaben an unsere Bedürfnisse und Kapazitäten anzupassen.

ES: Diese verschiedenen Arbeitsphasen erfordern auch verschiedene Rahmenbedingungen. Im Entwurf kann man theoretisch von überall aus arbeiten, während der Probenzeit, den Kostümanproben, der Werkstatt-Besprechung oder der Bauprobe muss man aber vor Ort sein. Da wird das Bühnenbild das erste Mal im Maßstab eins zu eins 3-D im Raum skizziert, um überprüfen zu können, ob die Dimensionen, Maße und Perspektiven dem entsprechen, wie man es sich vorgestellt hat.

XV: Unser Beruf ist viel mit Reisen verbunden, man ist oft mehrere Wochen bis Monate unterwegs. Wenn wir am Theater sind, arbeiten wir oft 14 Stunden am Tag: morgens haben wir Anproben und ab 10 Uhr wird szenisch geprobt, dazwischen hat man in den Werkstätten zu tun, abends wird bis 22 Uhr erneut geprobt oder das Bühnenbild geleuchtet; danach sitzt man meistens noch mit dem/der Regisseur_in in der Kantine und bespricht die Probe am darauffolgenden Tag. So ein Probenprozess kann energie- und verantwortungsintensiv sein, gleichzeitig aber auch total beflügelnd, weil man so richtig in die Welt des Stückes eintaucht; da ist das, was man davor im Theatertext oder Libretto gelesen hat, so überhaupt gar nicht mehr Fiktion. Nach der Premiere braucht man manchmal eine längere Pause, um wieder Kraft zu sammeln. Es ist schön, dass Lex Hymer uns auch das ermöglicht.

Und wie organisiert ihr euch untereinander? Trefft ihr euch regelmäßig hier im Studio und wird es nach Ende des Programmjahres einen Ort geben, an dem ihr zusammenkommt?

ES: Es ist schön, dass du uns das fragst, weil das Studio-Programm diesen Austausch stark gefördert hat. Wir haben in unseren Bewerbungen betont, dass wir von dem Stipendium am meisten profitieren können, wenn wir es alle bekämen, und freuen uns, dass es geklappt hat. Das Studio wurde ein fixer Treffpunkt. Wenn wir nicht alle gleichzeitig in Wien sind, kommunizieren wir sehr viel über Messenger, Google-Drive-Dokumente oder Zoom. Wenn wir hier ausziehen, werden wir in ein anderes Gruppenatelier einziehen. Das wird dann ein Bühnenbildnerinnen-Großraumbüro, wo an unterschiedlichen Stationen gewerkelt werden wird und man im besten Fall auch immer in den aktuellen Stand eines jeden Projekts hineinschauen kann.

Als Gruppe besteht ihr aus drei Frauen. Gibt es in eurer Arbeit oder für die Projekte, die ihr auswählt, eine feministische Haltung?

XV: Als weibliches Trio sind wir unglaublich solidarisch untereinander und versuchen uns gegenseitig zu unterstützen. Es ist nach wie vor so, dass die Arbeit am Bühnenbild besser bezahlt wird als die Arbeit am Kostüm, obwohl es definitiv nicht weniger arbeitsintensiv ist oder weniger Expertise erfordert. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Bühnenbild immer noch ein männerdominiertes Feld ist, in dem in der Regel Männer mit Männern zusammenarbeiten: Ausstattungsleiter, Bühnentechniker, Konstrukteur, Schlosser, Tischler und andere. Auch das Budget, also die monetären Ressourcen, die man für die Umsetzung der Entwürfe zur Verfügung gestellt bekommt, sind im Bühnenbild mehr als im Kostüm. In gewisser Weise entwickeln wir mit Lex Hymer auch eine Strategie das auszuhebeln: Wir übernehmen beides, werfen das gesamte Budget für Bühne und Kostüm in einen Topf und entscheiden, worauf wir den Fokus legen wollen. Bisher hat das wunderbar funktioniert.

ES: Die Produktion Tschick, für die wir an der Wiener Staatsoper das Bühnenbild entworfen haben, ist die erste Oper, mit der wir etwas zu tun hatten, in der die Motivation der weiblichen Hauptrolle auf der Bühne eine andere ist als von einem Mann geliebt zu werden. Sie hat ihre eigenen Beweggründe. Es hat mich total motiviert an der Umsetzung des Stückes mitzuwirken, weil ich es auch inhaltlich vertreten konnte und das Projekt so auch gerne hergezeigt habe. An der Oper kann und muss sich im Vergleich etwa zum Schauspiel noch viel tun und wir sind froh, dass wir für solche Projekte wie dieses angefragt wurden.

XV: Und gleichzeitig ist uns die Frage um eine feministische Haltung nicht nur in unserer Zusammenarbeit wichtig. Besonders im Kostümbild muss man total achtsam sein, wie man Menschen in den jeweiligen Rollen auf der Bühne darstellen will und sich mit dem Thema Körper und Repräsentation auseinandersetzen. Da geht es natürlich nicht nur um eine feministische Haltung, sondern auch um kulturelle Aneignung und Rassismus. Oft sind Kostümbilder binär kodiert oder greifen auf diskriminierende Figurendarstellungen zurück. Wir versuchen in unserer Arbeit nicht auf Stereotype zurückzugreifen. Auch hier ist unsere Zusammenarbeit total hilfreich, weil wir uns natürlich auch gegenseitig kritisch befragen.

Welches Projekt würdet ihr als erstes Projekt von Lex Hymer bezeichnen? Auf eurer neuen Webpage sind ja auch frühere, individuelle Arbeiten angegeben.

ES: Ich würde sagen, das erste Lex-Hymer-Projekt war Tschick an der Wiener Staatsoper – obwohl wir zu diesem Zeitpunkt noch keinen Namen hatten. Dieser entstand erst letztes Jahr im September, als wir uns als Gruppe professionalisieren wollten. Wir dachten es ist interessant, wenn auf der Website auch individuelle Arbeiten, die vor Lex Hymer entstanden sind, angeführt sind, weil wir immer auch von unserem „Kosmos“ sprechen und einzelne Dinge, in anderer Form in anderen Arbeiten wieder vorkommen. Man trägt manchmal Ideen in sich, die beispielsweise im Studium nur theoretisch geblieben sind, die man aufgrund von Mitteln und Infrastruktur jetzt aber umsetzen kann. So ergibt sich eine Art Katalog an Dingen, für die sich irgendwann das passende Stück findet – jede Idee braucht das richtige Stück als Puzzleteil. Deswegen kann man auf der Lex Hymer-Homepage wie durch ein Magazin blättern. Wir möchten den Fächer unsere Arbeit gern auch möglichst breit halten, da wir alle unterschiedliche Expertisen und Vorlieben mitbringen.

Seid ihr bei Tschick vor Herausforderungen gestanden, immerhin war es das erste Stück, das gleich in einem großen Haus umgesetzt wurde?

ES: Tschick ist eine Jugendoper nach dem bekannten Roman von Wolfgang Herrndorf, in der sich zwei Jungs auf einen Roadtrip begeben, alles Mögliche erleben und mit großen Erkenntnissen zurückkommen. Wir haben den Eisernen Vorhang mit einem Prospekt, also einer großen Bühnenmalerei, verhangen, das Stück wurde davor aufgeführt. Das ist ganz interessant, weil die Wiener Staatsoper ein so hochfrequentiertes Vorstellungsprogramm hat, dass sie Vorstellungen planen, die nur vor dem Eisernen Vorhang stattfinden, damit die Bühnenbilder dahinter stehen bleiben können. Das war die erste Herausforderung: auf so einer schmalen, fast laufstegartigen Bühne einen Entwurf umzusetzen. Tschick war der Versuch, eine Oper für Jugendliche von Jugendlichen aufzuführen. Die Erwachsenen wurden von Ensemblemitgliedern der Staatsoper gespielt. Es war eine wirklich tolle Erfahrung für die erste große Produktion, die wir auch ziemlich schnell, nämlich zwei Tage nach unserer letzten Diplomaufführung begonnen haben.

Welche Aspekte, die euch für eure Arbeit wichtig sind, tauchen etwa in anderen Projekten wieder auf? 

ES: Wir haben etwa schon mit dem Diplom begonnen, uns intensiv mit Theatermalerei und über Fragen, die damit einhergehen, wie etwa den (Un-)möglichkeiten der Darstellungsformen im Theater auseinanderzusetzen. Diese Fragestellung zieht sich eigentlich durch viele unserer Projekte. Bei Tschick in der Staatsoper haben wir wie gesagt den Eisernen Vorhang mit einem großen Prospekt verhangen. Die Idee war es eine Gefühl zu erzeugen, als würde man aus dem Autofenster schauen und eine Landschaft vorbeiziehen sehen. Und bei Der Mensch erscheint im Holozän in Gelsenkirchen haben wir einen Rundhorizont entworfen, der zum Bildträger eines abstrakten Bergpanorama-Gemäldes wurde, das auf den Ort im Stück verwiesen hat.

XV: Die Begeisterung für das Handwerk und für die vielen Handwerker_innen, die im Theater zusammenkommen, findet sich auch als Leitmotiv in unserer künstlerischen Arbeit wieder. Wir haben das große Glück, dass bei solchen Produktionen zahlreiche tolle Handwerker_innen und auch Künstler_innen hinter uns stehen: unsere Prospekte werden von Theatermaler_innen gemalt, es gibt Tischler_innen und Schlosser_innen, im Kostüm Gewandmeister_innen, Hutmacher_innen, Schuhmacher_innen, Färber_innen und Maskenbildner_innen – das schätzen wir sehr. Wir versuchen das beim Entwurf mitzudenken: dass etwas angefertigt oder etwas Vorhandenes verändert wird, anstatt dass man bei Zalando die Kostüme bestellt. Und wir sind immer auf der Suche nach Übersetzungen und suchen danach, wie man das Stück nicht eins zu eins illustriert und somit Tautologien vermeiden kann. Es ist uns wichtig, dass der Raum und die Kostüme gleichberechtigte Akteur_innen in einem Stück zusätzlich zu den Darsteller_innen sind. Es gibt zudem immer ein Veränderungspotential der Bühne. Wir denken unsere Bühnen auch skulptural, im Entwurfsprozess sind wir gar nicht so weit weg von einer bildhauerischen Arbeit. Im Vergleich zur bildenden Kunst ist es dann aber auch eine Riesenchance, mehr als ein Bild über die Dauer eines Abends erfinden zu dürfen. Ich glaube, das sind neben einer eindeutigen visuellen Handschrift Motive, die unsere Bühnen bisher aufgewiesen haben.

Für eure Diplomarbeit, für die ihr gemeinsam mit Lukas Kötz einen Würdigungspreis gewonnen habt, wurde dieses gemeinschaftlich-kollaborative, von dem ihr eingangs gesprochen habt, erstmalig erprobt.

XV: Unsere Diplomarbeit Ich bin das eine und das andere bin ich auch drehte sich um die Frage, wie man mit Mitteln des Theaters den Graben zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Erdbewohner_innen nicht weiter vertieft oder ihm sogar entgegenwirken kann. Zudem befragt die Arbeit, wie man mit den (Un-)möglichkeiten des Theaters auf das Schauen und Angeschaut-werden und auf die Frage, was Kultur und was Natur ist, hinweisen kann. Wir haben selbst auch mitperformt, was zur Folge hatte, dass wir immer abwechselnd Regie geführt haben. Keine_r von uns hat jemals eine volle Probe gesehen, weil immer die Person, die zugeschaut und die Regie-Rolle übernommen hat, die Lücke, die man selber hinterlassen hat, im Kopf füllen musste. Im Endeffekt ist eine Art Ping-Pong zwischen uns dreien entstanden und man konnte nicht mehr recht auseinanderdividieren, von wem welche Idee stammte. Wir haben es geschafft, die unterschiedlichen Expertisen von uns dreien zu nutzen. Die Form, in der wir gearbeitet haben, ist schließlich auch in eine inhaltliche Auseinandersetzung gemündet: es haben sich unsere Grenzen, unsere Sparten aufgelöst, was gleichzeitig auch das Thema dieser Diplomarbeit war. Das wollen wir mit Lex Hymer weiterführen.

ES: Es ist immer noch eines der schönsten Dinge, dass so viele Freund_innen bei dem Stück mitgewirkt haben. Das hat auch viel dazu beigetragen, dass wir etwas so Großes auf die Beine stellen konnten. Und dadurch, dass wir das Diplom zu dritt gemacht haben, konnten wir uns gegenseitig auch immer stützen. Wir haben die Prospekte selber gemalt, uns die Hängung überlegt und technisch umgesetzt, die Textfassung  geschrieben und Flyer und Programmhefte gemacht, weil es unser Anspruch war, es ernst zu nehmen und so professionell wie möglich umzusetzen. Gleichzeitig war genauso wichtig, dass wir uns eine Arbeitsstruktur schaffen, die möglichst produktiv ist, Spaß macht und in der sich alle Beteiligten wohl fühlen. Ich glaube wir haben das ziemlich gut hinbekommen, wenn ich zurückdenke, ist das Diplom eigentlich immer noch mein Lieblingsprojekt.

Im Mai 2023 habt ihr für eine Aufführung nach der Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän von Max Frisch am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen das Bühnenbild und die Kostüme gestaltet. Worum geht es in diesem Stück und was war euch für die Gestaltung des Bühnenbildes und der Kostüme wichtig?

XV: Die Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän hat eigentlich kaum eine aktive Handlung. Es geht um einen alten Mann, Herrn Geiser, der sich alleine in den Tessiner Alpen in einer Hütte aufhält, während der Hang zu rutschen droht, es seit Tagen regnet und der Postbus aufgrund der Unwetter nicht mehr verkehrt. Herr Geiser beginnt wie in einem Wahn, aus Lexika das Wissen, über das der Mensch verfügt, abzuschreiben, auszuschneiden und an die Wand zu kleben. Man kann sich die Frage stellen: Wenn der Erdrutsch ihn, stellvertretend für die Menschheit, auslöscht, was bleibt dann von den Menschen? Ein zentraler Satz in dem Buch ist: „Die Natur kennt keine Katastrophen, Katastrophen kennt allein der Mensch.“ Dieses Thema reflektiert natürlich gerade tagesaktuelle Problematiken wie dem Klimawandel oder der fragwürdigen Dominanz des Menschen auf der Erde. In unserer Inszenierung wurde die Geschichte um Herrn Geiser mit sieben Darsteller_innen aus einer Art Retrospektive auf der Bühne erzählt – als wären sie aus der Zukunft an dem Ort gelandet und versuchten sich zu erklären, wer und was hier vor ihnen war.

Das Bühnenbild entstand aus einer musealen Auseinandersetzung. Wir haben hier in Wien gearbeitet und sind mit dem Regisseur Pablo Lawall in das Naturhistorische Museum gegangen. Das meiste darin Ausgestellte hat lange vor uns existiert und wird auch lange nach uns existieren. Eine museale Darstellung knüpft gut an die Frage an, wie man im Theater etwas darstellen kann, ohne dass es auf natürliche Art und Weise in Erscheinung tritt. Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, dass man die Steine vor dem Naturhistorischen Museum überhaupt nicht anschaut, die Steine in der Vitrine im Museum aber schon. Letztendlich haben wir uns für das Diorama entschieden, also für Schaukästen, die ja an sich schon etwas sehr Szenografisches haben. Unser Bühnenbild kann man als ein fragmentiertes, gesprengtes Diorama verstehen. Wir haben die Einzelteile aus dem Diorama konkret zitiert, aber als Versatzstücke über die Bühne verteilt: es gibt einen gemalten Rundhorizont, eine erhöhte Plattform, die quasi die Bühne auf der Bühne ist, Museumsbänke, einen Stein, der aus der Wand bricht, und ganz viele Requisiten. Bei Letzteren ging es uns um die Frage, was überhaupt ausstellenswert ist, und um die Handhabung von Alltagsobjekten – „the things that surround us“ –, über die sich der Mensch ja letztendlich auch erzählt.

Die Arbeit am Kostüm hat zusammen mit den Werkstätten großen Spaß gemacht. Erstens verfügte das Haus über viele tolle Stoffe und einen Fundus, sodass wir wenig kaufen mussten und viel mit bereits Vorhandenem arbeiten konnten. Ähnlich wie beim Bühnenbild haben wir uns grundlegende Fragen über nichts weniger als uns Menschen auf diesem Planeten gestellt und uns letztendlich dazu entschieden, unsere Darsteller_innen als eine Delegation nichtmenschlicher Gestalten zu begreifen, die sich als Menschen verkleiden – oder so, wie sie sich vorstellen, dass Menschen sich kleiden. Es war interessant, „unsere“ Art sich zu kleiden zu hinterfragen und absichtlich falsch zu verstehen. Das schöne war, dass Pablo Lawall diese Verfremdungen auch in die Regie eingebaut hat.

Da ihr ja immer an mehreren Projekten gleichzeitig arbeitet: Was steht als Nächstes an? 

ES: Als nächstes Projekt folgt ein Konzert mit dem Titel KlangBildNatur im Wiener Konzerthaus, das Anfang Juni 2023 Premiere hat und sich an Kinder von acht bis 12 Jahren richtet. Wir haben mit dem Bühnenbildner und Regisseur Philipp Lossau zusammengearbeitet, den wir bereits während unseres Studiums kennengelernt haben, und dem Young Masters Ensemble der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, die Musikstücke mit Motiven aus der Natur spielen. Zusammen mit Lina Eberle sind wir für das Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich. An diesem Projekt ist interessant, dass man das Genre des Konzerts, das ja ganz klare Abläufe hat, szenisch füttern und ausstatten darf, sprich eine Geschichte zur Musik dazuerfinden kann.

XV: Im November haben wir mit einem Stück im bat-Studiotheater in Berlin Premiere – das Modell steht gerade hier im Studio. Am 18. Jänner 2024 findet im Theater Münster eine Uraufführung von Split vom Autorinnen-Duo Sokola/Spreter statt, mit denen wir zum wiederholten Mal zusammenarbeiten. Regie wird wieder Pablo Lawall führen – es ist also das gleiche Team wie bei Der Mensch erscheint im Holozän. Für die übernächste Spielzeit beginnen wir auch schon langsam über einen Entwurf für eine weitere Uraufführung von Sokola/Spreter in Mannheim nachzudenken, aber bis dahin ist glücklicherweise noch etwas Zeit.

 

www.lexhymer.com