Die Zeit und wir. Schriftsteller_innen der Grazer Autor_innenversammlung lesen zu Aspekten der Zeit
Im Rahmen des Rundgangs und der Veranstaltungsreihe "Donnerstags in der Bibliothek" der Universitätsbibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien. Programm Wintersemester 2015|16
PROGRAMM
28.01. | Die Zeit und wir. Schriftsteller_innen der Grazer Autorinnen/Autorenversammlung lesen zu Aspekten der Zeit
Eine Veranstaltung der GAV Grazer Autorinnen/Autorenversammlung.
Literatur wird durch die Zeit geprägt und – umgekehrt – prägt die Literatur auch ihre Zeit.
Wie wirkt sich Zeit auf uns aus – jedenfalls verändernd: Aus Saulus wird Paulus, aus Kinder werden Eltern, aus Feind_innen werden Freund_innen oder vice versa - usw. Das bedeutet: ZEIT = VERÄNDERUNG.
Aber: Auch wir verändern die Zeit. Frühere Taktgeber waren Mondphasen, Sonnenstand, Jahreslauf, Gezeiten, usw. In der Folge die unzähligen Uhren mit ihrer eigenen Entwicklung. Durch unsere Messgenauigkeit nun heruntergebrochen bis zu Nanosekunden, durch unseren derzeitigen Lebenslauf zusammengedrängt auf Multitasking in einem Ausmaß, das Menschen vergangener Zeiten einfach nicht verkraften würden und das auch für uns nicht folgenlos bleibt. Demnach: ZEIT = ENTWICKLUNG.
Weitere Fragen sind: Wie war die Zeit? ZEIT = GESCHICHTE - ob der Horror des Dritten Reiches oder unsere eigene Kindergarten-Erfahrung (früheres Erleben, Glück, Elend, persönlich und darüber hinaus).
Daraus ergibt sich die Frage, die bis ins Utopische und Spekulative geht: Wie wird beziehungsweise wie könnte Zeit für uns sein? Also: ZEIT = ZUKUNFT.
Zeit-Erfahrungen, die Schriftsteller_innen in ihren Werken ver- und bearbeiten. Und das, obwohl es auch heißt, dass es Zeit gar nicht gibt…
Gabriele Petricek lebt in Wien, reisend und in Zeitnischen. Sie schreibt Prosa und performative Literatur, arbeitet mit bildenden Künstlern und Musikern. Die Autorin co-gründete den biennalen „Austrian-American Podium-Dialog“ (Max Kade-Center, Easton, PA, 2013 u. 2015) und veranstaltet seit 2014 LITERATUR AM STEG an der Alten Donau. Writer-in-Residence in den USA, GB und Italien. Zahlreiche Anthologie-Beiträge. Mehrere Preise und Stipendien, zuletzt Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien. Buchpublikationen, zuletzt bei Sonderzahl: „Von den Himmeln“ (2009), „Joyce’s Choice oder: Ein Hund kam in die Küche“ (2011).
Hanane Aad, geboren im Libanon, lebt und arbeitet als Dichterin, Journalistin und Übersetzerin in Österreich. Bücher unter anderem: “Like a Grain of Wheat” (1998), “Dialogue of Cultures and Love of the Language” (2001), Pearls of the Soul Riding Virtue” (2005), “I Carry my Freedom in my Mouth” (2010). Ihr jüngstes Buch “Who Will Buy Me Certainty?” erschien 2015 im Poetrywala-Verlag, Mumbai. Lesungen in Asien, Europa und Lateinamerika. Auszeichnungen: Award for Excellence in Foreign Poetry at the Poesis Festival Satu Mare 2011, Award for Excellence in Poetry at Tudor Arghezi Literature Festival 2014.
Hanane Aad liest in englischer Sprache.
Christl Greller, geboren in Wien, wo sie großteils lebt, schrieb für die internationale Werbebranche und seit 1995 Lyrik und Prosa. Bücher unter anderem: „Der Schmetterlingsfüßler“ (1998), „Törések“ (2002), „Schatten werfen“ (2002), „Veränderung ist“ (2004), „Bildgebendes Verfahren“ (2009), „Im Narrenturm“ (2014). Zahlreiche weitere Veröffentlichungen. Zusammenarbeit mit internationalen Bildenden Künstlerinnen und Musikern. Für ihre Arbeiten erhielt sie eine Reihe z.T. internationaler Preise. http://www.greller.at
Bisherige Veranstaltungen:
05.11. | Picture in the book. The book in the picture. Installation von Jelena Micić
Jelena Micić knüpft mit der Ausstellung Picture in the book. Book in the picture an ein Projekt an, das sie im Jahr 2013 in einer Bibliothek in Serbien begonnen hat. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Büchern in Bibliotheken. Dabei erschließt sich die Ausstellung aber nur den neugierigen Leser_innen – oder zufällig. Es ist eine „hidden exhibition“, eine „private exhibition“ in der Akademiebibliothek, so Jelena Micić.
Jelena Micić, geboren 1986, studierte Philologie und Philosophie an der Universität Belgrad. Seit 2015 Studium der Textuellen Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien.
15.10. | Als der Finger ist die Zunge feiner. Lesung mit Georg Oberhumer
08.10. | Unglaublich glücklich. Die sehr lustige Lesung mit Marc Carnal und Max Horejs
Wer "Unglaublich glücklich" nicht kennt, ist unglücklich, glaub ich. Zwei durchgeknallte Wiener am Ballermann des Balkans. Dirk Stermann
Marc Carnal und Max Horejs lesen aus ihrem heiteren Debütroman "Unglaublich glücklich", erzählen schockierende Urlaubsgeschichten und beantworten die großen Fragen der Weltliteratur: Ist es eine gute Idee, in einem bulgarischen All inclusive-Club ein Buch zu schreiben? Sind Animateurinnen Quell der Inspiration oder teuflische Versuchung? Warum verkaufen sich gerade Bestseller so gut? Und: Die Lieblings-Cocktailrezepte von Shakespeare, Goethe und Co.
"Unglaublich glücklich" ist eine Tagebuch-Groteske über zwei Männer am Tiefpunkt ihrer Schaffenskraft, ein wilder Hürdenlauf durch die steinige Genrelandschaft der Literatur, ein Roman über das Schreiben, und vor allem: lustig.
Marc Carnal, geboren 1986 in Zürich, hat mit gutem Erfolg maturiert und liest sehr gerne. Autor für FM4 und "Willkommen Österreich", diverse humoristische Projekte mit Max Horejs.
Max Horejs, geboren 1985 in Salzburg, hat Medienkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien studiert und in seinem Leben erst ein einziges Buch gelesen. Sein eigenes. Autor für "Willkommen Österreich", diverse humoristische Projekte mit Marc Carnal.
Unglaublich glücklich
Milena Verlag, März 2015
€ 18,90
240 Seiten
ISBN-10:3902950234, ISBN-13:978-3902950239
15.10. | Als der Finger ist die Zunge feiner. Lesung mit Georg Oberhumer
„Mitten im Raum öffnet er seinen Mund und streckt die Zunge dem Finger entgegen. Beladen jetzt mit Speichel, streicht er über den Riss, der gerade noch und durchs Gesicht gegangen ist. Mutig und hochkonzentriert, denn es ist die höchste Not. Hinten, im Gestühl, hat schon einer die Faust geballt, zum Himmel. Es geht noch etwas mehr als eine viertel Stunde.“
Georg Oberhumer, geb. 1986 in Graz, Studium der deutschen Philologie und der bildenden Kunst in Wien. Neueste Publikationen: Ein freier Dienstnehmer isst zu Mittag (Gestaltung: Katharina Wagner) und Das schürt den (gemeinsam mit Georg Haberler).
29.10. | Das Buch als Haustier: füttern, streicheln, rein- und rauslassen. Markus Kircher zeigt Unikat-Künstlerbücher
Markus Kircher zeigt über 100 Unikat-Künstlerbücher aus seinem Werk „Die völlige Bibliothek“. Zur Vernissage sind alle Bücher zum freien Anschauen und Durchblättern im Lesesaal der Akademiebibliothek aufgelegt. Der Künstler wird über seine Bücher und seine Arbeitstechniken sprechen.
Markus Kircher studierte bei Gunter Damisch an der Akademie der bildenden Künste Wien (2003 – 2008). Ausstellungen und Artist-in-Residencies in Frankreich, Italien, USA. Markus Kircher und lebt und arbeitet in Wien.
www.markuskircher.net
12.11.,19.00 h |
Stephansplatz?
Eröffnung der Ausstellung mit Matthias Guido Braudisch, Frido Fiebinger, Esther Messner (Ausstellungsdauer bis 10.12.2015)
19.11., 19.00 h | Sonderauftrag Ostmark. NS-Raubkunst für österreichische Museen. Vortrag von Birgit Schwarz
Mit dem „Führervorbehalt“ vom 18. Juni 1938 sicherte sich Adolf Hitler den persönlichen Zugriff auf die nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich beschlagnahmten und sichergestellten jüdischen Kunstsammlungen. In der Folge initiierte er ein Verteilungsprogramm von Raubkunst auf die österreichischen Museen. Unter Leitung des Direktors der Dresdner Gemäldegalerie Hans Posse und mit Hilfe staatlicher Institutionen wie dem Denkmalamt in Wien und den Landes- bzw. Gaumuseen, insbesondere dem Kunsthistorischen Museum, wurde die Verteilung tausender konfiszierter Kunstwerke zwischen 1939 und 1945 durchgeführt.
Birgit Schwarz wird in ihrem Vortrag „Sonderauftrag Ostmark“ über neue Erkenntnisse zur NS-Raubkunst für österreichische Museen berichten.
Birgit Schwarz, 1984 Promotion im Fach Kunstgeschichte an der Universität Mainz, ist als Autorin, Kuratorin, Provenienzforscherin und Lehrbeauftragte tätig, bis 1998 in Freiburg/Br. und Trier, seither in Wien; seit Juli 2013 Durchführung des Forschungsprojekts „Sonderauftrag Ostmark“. Hitlers Kunstraub- und Museumspolitik in Österreich: Eine Untersuchung ihrer organisatorischen Strukturen, Bestände und Ziele“ an der Universität Wien (Institut für Kunstgeschichte) in Kooperation mit der Kommission für Provenienzforschung beim Bundeskanzleramt Wien.
http://kunstgeschichte.univie.ac.at/forschungsprojekte/sonderauftrag-ostmark/
26.11. | –min icons–, ein Video und Hefte. mit Wolfgang Pavlik
„Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt, das von ihren Gesichtern träuft und haben sie nachts sich zusammen gesellt, so schaust du eine wankende Welt“ Rainer Maria Rilke 1917
Wolfgang Pavlik zeigt das Video - min icons- sowie Unikat-Künstlerhefte. Es spricht der Schauspieler William Mang.
Wolfgang Pavlik studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Anton Lehmen. Er lebt und arbeitet in Wien. Zurzeit ist seine Arbeit You don’t know me in der Ausstellung Personal Structures bei der 56. Biennale von Venedig 2015 zu sehen.
http://wolfgangpavlik.yolasite.com
03.12. | Unter Druck. Roland Maurmair über seine graphische Arbeit
Roland Maurmair führt durch sein druckgrafisches Werk. Der Künstler spricht über seine Herangehensweise und zeigt Beispiele seiner vielschichtigen Produktion. Die Zusammenhänge seiner grafischen Arbeiten, seiner Objekte und Installationen werden anhand von Beispielen veranschaulicht – sogar live ...
Roland Maurmair hat visuelle Mediengestaltung an der Universität für angewandte Kunst studiert. Zahlreiche Präsentationen und Ausstellungen in In- und Ausland.
www.maurmair.com
10.12. | Das Konzept der Inflation und Zweckentfremdung | Andy Chicken
Andy Chicken zeigt in seiner Ausstellung „Das Konzept der Inflation und Zweckentfremdung“ Künstlerbücher, die in den Jahren 1978 bis 2015 entstanden sind. Mit dem Medium des Buches wird ein sehr universales Thema durchgespielt: die Konstante im Wandel – wie in der Vervielfältigung das Bleibende auftaucht und die Polarität von Ruhe und Bewegung nur der Kontrast zwischen zwei Geschwindigkeiten ist. Die Arbeiten sind zum freien Anschauen im Lesesaal der Akademiebibliothek aufgelegt. Der Künstler wird über seine Bücher sprechen.
Andy Chicken, geboren 1952 in Bozen, Malereistudium an der Akademie der bildenden Künste
Wien 1974-1978, lebt und arbeitet als Psychotherapeut (Multimediale Kunsttherapie) in Wien.
21.01. | FITNESS. Stefanie Sargnagel liest
„Stefanie Sargnagel ist die wichtigste österreichische Autorin des 21. Jahrhunderts.“ - VICE
„Sargnagels Sprache ist von ziemlich unverwechselbarer Eigenheit. Ihr Stil erzeugt den Sound verstörter Dauerbelustigung, als würde ein zugedröhntes, sprachgewaltiges Kind durch eine Horrorfilmkulisse laufen.“ - PROGRESS
In Österreich sorgte Stefanie Sargnagels Erstling Binge Living bei seinem Erscheinen Ende 2013 bereits für Furore. Stefanie Sargnagels verrückte Erzählungen aus dem Alltag einer Callcenter-Sklavin wurden zum Überraschungsbestseller des österreichischen Buch-Weihnachtsgeschäfts 2013.
Nun erscheint also der Zweitling Fitness , und das Prinzip ist dasselbe: Facebook-Statuse, irrwitzige Reportagen und Illustrationen werden zu einem gewaltige Sogkraft entwickelnden Stream of Consciousness verdichtet, der mit schonungslosem Stakkato entlarvt was in Steffis Augen verlogen, fake, unzulänglich oder einfach auch nur saukomisch ist.
Stefanie Sargnagel studiert Malerei bei Daniel Richter an der Akademie der bildenden Künste Wien.
22.01. | The Angst Die Scham And The Artist : Video*Installation*Performance
Hannahlisa Kunyik setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder mit der Produktionsbedingung Gefühl auseinander. Darin kreiert sie ... sagen wir einmal durchwegs humorvolle Inszenierungen von Künstlerinnen-Ichs. Sie zeigt im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Universitätsbibliothek zum Rundgang ihre neueste Arbeit. Sie dürfen gerne vorbeikommen!
Laufzeit der Videovorführung: im Rahmen der Öffnungszeiten.
Hannahlisa Kunyik studiert seit 2009 an der Akademie der bildenden Künste - Performative Kunst und Bildhauerei, dann Video und Videoinstallation bei Dorit Margreiter.