Welches Leben? Zwischen Beruf und Berufung
Öffnungszeiten: Mo-Sa 11.00-18.00 h, Do 11.00-20.00 h
KuratorInnenprojekt der Akademie der bildenden Künste Wien 2009
Kuratorin: Sabine Breitwieser
Eröffnung | Do, 05.11.2009, 19.00 h, Mehrzwecksaal, 2. Stock
Begrüßung | Stephan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien
Einleitung | Sabine Breitwieser, Kuratorin
Performance | "Aldonza Dulcinea": Kathrin Maria Anna Füßl
Die camelôs, Marissa Lobo und Miltiadis Gerothanassis
"Truly affective: Wer einsam bleibt, ist selber schuld!" Facilitated by Marlies Pöschl
Party | ab 21.00 h im Prospekthof, Erdgeschoß
Live-Act | KOSMOPROLET (auf youtube 1 | 2 | 3 )
DJ-Line by SELMA + MUTT
19.11.2009, 17.00 h | Panel mit Ute Meta Bauer, Sabine Breitwieser und Stephan Schmidt-Wulffen zum KuratorInnenprojekt im Rahmen der viennaartweek 2009
06.11.–03.12.2009 | Kunstvermittlung: Thematische Rundgänge und Diskussionen, erarbeitet, organisiert und realisiert im Rahmen der LV Projekt Kunst und Kommunikation
KünstlerInnen
Nadja Athanassowa | Anatoliy Babiychuk | Anna Bürgermeisterová | Katharina Cibulka | Elena Cooke + Angelika Stadler | Marina Carmen Isabelle Dell'Mour | Nadine Droste + Sara Korshøj Christensen | David Eisl | Christian Friess + Maximilian Müller | Juli Fritz | Kathrin Maria Anna Füßl | Andreas Harrer | Muzaffer Hasaltay | Cornelia Hauer | Kathi Hofer | Eva Kadlec | Barbara Kapusta | Karl Kilian | Nathalie Koger | Christoph Kolar | Susi Krautgartner | Lisa Lampl | Thomas Lehner | Nadine Lemke | Marissa Lobo | Rosmarie Lukasser | Susanne Miggitsch | Saskia Te Nicklin | Simona Obholzer | Marlies Pöschl | Michael Pötschko | Liesl Raff | Lisa Reiser + Claudia Dernbecher | Stefan Reiterer | Raphaela Riepl | Max Schaffer | Patrick Schmierer | Johann Schoiswohl | Eva Seiler + Liesl Raff | Lucia Elisa Stamati | Bernhard Staudinger + Mario Strk | Philipp Timischl | Julian Turner | Marianne Vlaschits | Ulrike Wagendorfer | Micha Wille | Dario Wokurka
sowie die Gruppe Kunst Im öffentlichen Raum und Patrick Schabus + Institut für Konservierung-Restaurierung
Display: Christina Condak, Christian Friess, Maximilian Müller
"Niemals!: darfst du so tief sinken, und die Bananenmilch/den Kakao – durch den man dich zieht – auch noch zu trinken!!!" – Mit diesem Titel nach einem (veränderten) Epigramm von Erich Kästner, versieht eine der Studierenden ihre großformatige Collage. Das Bild ist eine Neuinterpretation des Monumentalgemäldes Der vierte Stand (1898-1901) von Giuseppe Pellizza da Volpedo und gilt in seiner Darstellung eines Arbeiteraufstands als Höhepunkt sozial engagierter realistischer Kunst Ende des 19. Jahrhunderts. Vorstellungen eines selbstbestimmten Lebens, das weniger von Unterwerfung und Routine als vielmehr von Aufbruch und Erneuerung bestimmt ist, sind nach wie vor treibende Kräfte für die Entscheidung zu einem Studium an der Akademie der bildenden Künste, insbesondere für das Kunststudium.
Zu diesen Mythen haben sich in den letzten Jahren Aussichten einer Karriere als internationale/r Künstler/in, möglicherweise sogar mit Celebrity-Status, oder schlichtweg eine abwechslungsreiche berufliche Praxis in einer gut vernetzten und aufstrebenden »Creative Class« dazu gesellt.
Mit welchen Bildern einer künftigen beruflichen Praxis und Umgebung identifizieren sich Studierende an der Akademie? Welche beruflichen Bedingungen werden von Ihnen angestrebt und was tragen sie selbst bereits während ihrer Ausbildungszeit zur Gestaltung dieser bei? Wie schlagen sich Erwartungshaltungen und Zielsetzungen in den gewählten Themen und Arbeiten der Studierenden nieder? Können und sollen die Studenten und Studentinnen unbehelligt von einer Öffentlichkeit forschen und ihre Arbeiten entwickeln, oder berücksichtigen sie darin bereits eine Ausstellungssituation und das Gegenüber von Rezipienten? Orientieren sie sich bereits an dem, was in den Galerien und Kunstinstitutionen zu sehen ist, an dem was von Erfolg gekrönt ist?
Im diesjährigen KuratorInnenprojekt werden die Arbeiten der Studierenden vor dem Hintergrund der Debatte über die Form und Strukturierung ihrer Ausbildung an der Akademie, den Einfluss ihres künftigen oder bereits aktuellen Arbeitsumfeldes und in Bezug auf den Ausblick in ihre aktuelle Lebensrealität beleuchtet. Die Studierenden waren eingeladen, eigens Beiträge zum Themenbereich zu erarbeiten, die in einen Dialog mit anderen für die Ausstellung ausgewählten Arbeiten treten. Viele sind dieser Einladung gefolgt. In der Ausstellung werden Arbeiten und Projekte von rund fünfzig KünstlerInnen und Kollektiven präsentiert. Themenspezifische Vorschläge, die nicht realisiert werden konnten, sind in einem eigens eingerichteten digitalen Archiv zugänglich und stehen gleichfalls zur Diskussion.
Die Ausstellung selbst ist als offenes Display gestaltet, das einerseits den institutionellen wie architektonischen Rahmen des Projektes, die Akademie und das Atelierhaus im Semperdepot verdeutlicht, und andererseits es ermöglicht, sich mit den einzelnen Beiträgen relativ unmittelbar auseinanderzusetzen. Am Eröffnungsabend aber auch während der laufenden Ausstellung finden Performances und künstlerische Aktionen statt. Eines der Projekte umfasst themenspezifische Aktivitäten außerhalb der Akademie, die von zwei Studierenden selbstständig organisiert und an einem "Notice Board" in der Ausstellung angekündigt werden. Im Rahmen eines Projektes der Lehrveranstaltung Kunst und Kommunikation wurden zum Begleitprogramm mit Dialogveranstaltungen zusätzlich thematisch-räumliche Interventionen in der Ausstellung selbst entwickelt.
"Es ist gut", kann beim Händewaschen im Spiegel der Damen- und Herrentoilette beim Mehrzwecksaal im Semperdepot der Akademie gelesen werden. Die letzte, oder anders betrachtet die erste Arbeit in der Ausstellung kann ebenso ambivalent verstanden werden.
Text: Sabine Breitwieser