Rückkehr der alten Meister
Pressegespräch: Mittwoch, 22. September 2010, 10.00 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr
Führungen: jeweils Sonntag um 10.30 Uhr
und mit Voranmeldung unter +43 (1) 58 816-2201
oder +43 (1) 58 816
Ab 23. September 2010 sind sie wieder in prachtvollem neuen Rahmen zu bewundern: die weltweit berühmten Meisterwerke der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien - das Jüngste Gericht von Hieronymus Bosch, die Werke von Botticelli, Lukas Cranach d. Ä., Tizian und Rubens, von Rembrandt und seinen Zeitgenossen des Goldenen Zeitalters der holländischen Malerei bis hin zu Luca Giordano, Tiepolo, Guardi und den Malern des Wiener Klassizismus um 1800.
In fast dreijähriger Umbauzeit macht die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien mit der aktuellen großen Modernisierung nunmehr den Schritt ins 21. Jahrhundert.
Die Gemäldegalerie erfuhr ihre letzte umfassende Renovierung im Jahr 1982 - vor mehr als einem Vierteljahrhundert. Ab 1995 wurden wichtige Details erneuert, so die hochmoderne Beleuchtungsanlage, die auch wieder in die aktuelle Neugestaltung der Museumsräume integriert werden konnte.
Seit Herbst 2008 wurden die Sammlungsräume klima- und sicherheitstechnisch auf den letzten Stand gebracht. Besonders wichtig war die Verbesserung der Infrastruktur des Museums. Ein von den Besuchern lang ersehnter Lift führt nun direkt zum Eingang der Gemäldegalerie, wo sie ein großzügiges Foyer mit Shop und Garderobe erwartet.
Das Erscheinungsbild der Sammlungsräume selbst präsentiert sich nach dem Umbau grundlegend erneuert. Für einen Teil des nicht gezeigten Gemäldebestandes, der früher seinen Standort innerhalb der Museumsräume verborgen hinter eingestellten Kojen hatte, wurde im Souterrain der Akademie ein neues Depot errichtet. Befreit von allen Einbauten reflektiert der große zentrale Raum der Galerie nunmehr, die beeindruckend weitläufige Struktur der historistischen Architektur von Theophil Hansens Konzept der Galerieräume.
Parallel zum Umbau der Gemäldegalerie entstand im ersten Stock auch der neue Ausstellungsraum der Akademie xhibit als Plattform für Präsentationen des Kupferstichkabinetts und künstlerischer Arbeiten aus dem Haus, der ebenfalls durch das neue Foyer zugänglich ist. Die althergebrachte Nachbarschaft der alten Meister der Gemäldegalerie mit der zeitgenössischen Kunst wird nun auch für den Besucher sicht- und erlebbar.
Die Gemäldegalerie der Akademie und die 1692 gegründete Wiener Akademie sind in ihrer Geschichte seit jeher untrennbar miteinander verwoben: Behütet und gefördert vom Kaiserhaus wuchs hier die zentrale Kunstakademie der Donaumonarchie heran, deren repräsentativer Auftritt als Kunstbehörde über die Zeiten mindestens so wichtig war wie ihre Tätigkeit in ihrer Definition von Kunst, in ihrer Lehre und Ausbildung.
So stand es der Wiener Akademie gut an, auch über einen international anerkannten Kunstbesitz zu verfügen, als im Jahr 1822 der letzte große Kunstsammler im Wien der Monarchie seine kostbare Gemäldesammlung der Akademie zum Geschenk machte: Anton Graf Lamberg-Sprinzenstein.
Der Graf hatte auch für heutige Verhältnisse sehr modern und aufgeschlossen gedacht, als er verfügte, dass seine Sammlung in der Akademie für jedermann zugänglich zu sein hatte, von der öffentlichen Hand zu "pflegen" sei und seinen Namen zu tragen habe: die "Gräflich Lamberg'sche Gemäldegalerie der Akademie der schönen bildenden Künste". Damit entstand das erste öffentlich zugängliche Kunstmuseum Österreichs, das 1877 im ersten Stock von Theophils Hansens historistischem Akademiegebäude am Schillerplatz untergebracht wurde - und dort immer noch zu finden ist, auch wenn Lambergs Name heute untergegangen ist. Mit ihrem hochkarätigen Bestand ist die Gemäldegalerie heute eine der drei bedeutenden Sammlungen alter Meister in Wien.
Die wieder eröffnete Gemäldegalerie bietet in ihrer Neuhängung einen Querschnitt durch die Sammlung, der sich besonders auf die Spitzenwerke ihres Bestandes konzentriert. Der Rundgang beginnt jetzt mit dem Blick auf das künstlerische Gesicht der Akademie in ihrer Glanzzeit im Klassizismus um 1800 und führt über italienischen Spätbarock und Rokoko in die zentralen Schauräume zu den Kerngruppen der Sammlung. Dort wird der facettenreiche Bestand an Gemälden des Goldenen Zeitalters der holländischen Malerei im 17. Jahrhundert mit allen Genres dieser Bürgerkunst präsentiert. Dem gegenüber brilliert die flämische, katholisch-dynastisch ausgerichtete Malerei der südlichen Niederlande vor allem mit einer reichen Auswahl an Werken des Malerfürsten Peter Paul Rubens. Der Parcours geht weiter zu den italienischen Schulen mit Luca Giordano, Tizian und Botticelli, um schließlich ins Allerheiligste der Sammlung zu gelangen: in den Saal mit einem der Hauptwerke des Hieronymus Bosch, dem "Jüngsten Gericht" mit seinen Monstern und fantasmagorischen Visionen über das düstere Schicksal der Menschheit. Hier finden die BesucherInnen auch berühmte Tafelbilder der altniederländischen und altdeutschen Schule, so die "Marienkrönung" von Dirck Bouts oder die "Lucretia" von Lucas Cranach d. Ä.