Ägypten für Daheimgebliebene – Norbert Bittners Phantasien vom Land am Nil aus der Zeit des Biedermeier
Eine Ausstellung des Liechtenstein Museums in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien
Norbert Bittner war einer der ersten österreichischen Künstler, welcher in der nach 1809 in Europa einsetzenden Ägyptenbegeisterung eine Serie von 57 Ägypten Aquarellen herstellte. Der Auftraggeber war wahrscheinlich Gregor Graf Rasoumovsky (1759-1837), für den er bereits 1822 dessen Werk "Obsérvations Mineralogique sur les environs de Vienne" illustrierte. In dem 1836 ebenfalls von Rasoumovsky beauftragten "Collection d'idée architectonique puisée dans l'aniquité tout greque que romaine" finden sich bereits Zitate aus der Ägyptenserie. An die Akademie kamen diese durch das Legat Franz Jäger im Frühjahr 1840, sindjedoch schon im Verzeichnis von 1837 angeführt.
Als Vorlage dienten die "Description de l`Egypte..."(Paris 1809-1828), die monumentale Dokumentation der französischen Expedition sowie die Publikationen des Kölners Franz Christian Gau (1789-1853) "Antiquité de la Nubie, ou Monuments inédits des bords du Nil, situés entre la première et la seconde cataracte", welche von 1822 bis 1827 bei Cotta erschien, und jene von Jean Raymond Pacho (1794-1829), der die Illustrationen seiner Expedition in das antike Libyen bis zur grossen Syrte (1824-1825) in Paris unter dem Titel "Voyage dans la Marmarique, la Cyrénaïque et les Oasis d'Audjelah et de Maradèh" veröffentlichte (1827/29).
Norbert Bitttner (1786 - 1851) studierte seit 1806 an der Akademie der bildenden Künste. Anfangs Schüler der Landschaftsmalerei bei Laurenz Janscha und Christoph A. Diess, wechselte er jedoch bald in die Architekturklasse zu Ferdinand Hetzendorf zu Hohenberg und Johann Martin Fischer. Auf Grund seiner hervorragenden Leistungen erhielt er bereits ab 1808 ein Stipendium. Wahrscheinlich verließ er 1811 die Akademie, da das Protokoll von 1812 die "Nichtabholung" des Stipendiums erwähnt. Von 1812 bis 1816 war Bittner im k. k. Konvikt als Zeichenlehrer tätig, wo er auch Franz Schubert, der dort von 1808-1813 Stipendiat war, unterrichtete. Bekannt wurde er vor allem durch seine Radierungen sämtlicher Bühnenentwürfen von Joseph Platzer und Antonio de Pian.