Abiona Esther Ojo und Huda Takriti erhalten den Preis der Kunsthalle Wien 2020
Der jährlich vergebene Preis ist eine Kooperation von Kunsthalle Wien, Universität für angewandte Kunst Wien und Akademie der bildenden Künste Wien. Die Preisträgerin der Akademie der bildenden Künste Wien ist Abiona Esther Ojo. Sie studierte Bildhauerei und Raumstrategien bei Monica Bonvicini und Stefanie Seibold, Diplom 2020 bei Iman Issa.
Kurator: Lucas Gehrmann
„Der Kunsthallenpreis gibt jungen Künstler*innen die Chance, ihre künstlerische Arbeit einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Den Absolvent_innen wird damit auch Rückenwind mitgegeben, sich in der Kunstwelt zu behaupten nachdem sie ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien abgeschlossen haben. Die Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Wien unterstreicht zudem das Selbstverständnis der Akademie, Räume zu erschließen und in größere kunstpolitische Zusammenhänge einzugreifen. Mit dem Kuratorinnen-Trio WHW verbindet die Akademie darüber hinaus eine Reihe von kunstpolitischen Agenden und ästhetischen Grundüberzeugungen, die sich auch in der Auswahl der Preisträger*innen abbildet: In diesem Sinne freuen wir uns sehr, dass die Jury mit Abonia Esther Ojo eine Künstlerin ausgewählt hat, die in ihren raumgreifenden Arbeiten Prozesse darstellt, die im Inneren wie im Äußeren stattfinden. Sie reflektieren dabei nicht nur persönliche Erinnerungen, sondern auch deren Verschränkung mit übergeordneten historischen und gesellschaftlichen Strukturen.“ Johan F. Hartle, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien
Der Preis der Kunsthalle Wien wird 2020 zum sechsten Mal in Zusammenarbeit mit beiden Wiener Kunstuniversitäten vergeben. Jährlich sichten die Jurys dafür rund 100 Diplomprojekte zur bildenden und medialen Kunst. 2020 konnten wegen der Covid-19- bedingten Schließungen der Universtäten nur die Abschlussarbeiten des Wintersemesters 2019/20 im Original begutachtet werden, die des Sommersemesters 2020 hingegen auf Basis digitaler Unterlagen. Die Jurysitzungen im Juni und Juli fanden größtenteils als Videokonferenzen statt.
Trotz erschwerter Arbeitsbedingungen für die Absolvent*innen erfüllte auch heuer eine Vielzahl der Diplom- und Masterarbeiten äußerst hohe Ansprüche, sodass beide Juryabteilungen entschlossen haben, auch die in die engere Wahl gelangten Künstler*innen ab heuer namentlich zu nennen und ihnen den persönlichen Austausch mit einzelnen Jurymitgliedern anzubieten.
„Wir sehen es als eine der wichtigsten Aufgaben der Kunsthalle Wien, die nächste Künstler*innengeneration zu unterstützen und sie zu ermutigen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Zu den institutionellen Aufgaben gehört es, sie bei der Entwicklung zukunftsweisender Werte und kollektiver Kapazitäten zu fördern. Natürlich möchten wir auch mehr über die Anliegen und Interessen dieser Generation erfahren, weshalb die Zusammenarbeit mit zwei so aktiven Kunstuniversitäten in Wien für uns sehr wertvoll ist“, so die Direktorinnen der Kunsthalle Wien, WHW – Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović.
Das Preisgeld in Höhe von € 3.000 wird 2020 für die Preisträgerin der Akademie der bildenden Künste Wien wie schon in den vergangenen Jahren durch DekoTrend Gmbh zur Verfügung gestellt. Das Preisgeld für die Absolventin der Universität für angewandte Kunst Wien wird nach langjähriger Zusammenarbeit mit HS art service austria von dem Kunsthistoriker- und Sammlerpaar Gertraud und Dieter Bogner übernommen. Die Kunsthalle Wien freut sich außerordentlich über diese neue Kooperation und darf sie zugleich als eine besondere Wertschätzung des Preises der Kunsthalle Wien durch international anerkannte Kunstexpert*innen erachten.
Preisträgerin der Akademie der bildenden Künste Wien: Abiona Esther Ojo
„In ihrer tiefgehenden Installation Die Magie steckt in jeder Strähne fächert Abiona Esther Ojo die sozial-politischen Implikationen von Black Hairstyles aus kulturhistorischer wie auch persönlicher Perspektive auf. Unter Einsatz skulpturaler, analog-reproduzierender und digitaler Medien gelingt es ihr, die mit Wissen, kollektiver Erinnerung, mit Ritualen und intimen Prozessen verbundene Praxis des Kreierens von Afro-Frisuren mit generellen Fragen nach Identität und Repräsentation – von der Botschaft als Zeichen des Protestes bis hin zu einem etablierten Zugehörigkeitscode – zu verknüpfen. Die Jury wertet diese Arbeit als einen herausragenden künstlerisch-poetischen Beitrag zu einem kultursoziologisch international aktuellen Thema“, lautet die Begründung der Jury.
Johan Hartle, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien, ergänzt: „Der Kunsthallenpreis ist eine enorm wichtige Förderung für die Diplomand*innen der Akademie. Der Preis gibt jungen Künstler*innen die Chance, ihre Abschlussarbeit einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Wien unterstreicht zudem das Selbstverständnis der Akademie, Räume zu erschließen und in größere kunstpolitische Zusammenhänge einzugreifen. In diesem Sinne freuen wir uns sehr, dass die Jury mit Abonia Esther Ojo eine Künstlerin ausgewählt hat, die in ihren raumgreifenden Arbeiten Prozesse darstellt, die im Inneren wie im Äußeren stattfinden und nicht nur persönliche Erinnerungen, sondern auch soziologisch komplexe Themen aufgreifen.“
Abiona Esther Ojo (geb. 1992 in Hellmonsödt (Österreich), lebt in Wien) studierte Bildhauerei und Raumstrategien an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Monica Bonvicini und Stefanie Seibold, Diplom 2020 bei Iman Issa.
Auf die Shortlist und damit in die engere Wahl gelangten zudem folgende Absolvent*innen der Akademie der bildenden Künste Wien aus dem Institut Bildende Kunst: Julia Goodmann, Hyo Lee, Igor Ripak und Myles Starr. Zur Anerkennung ihrer Diplom- bzw. Masterarbeiten erfolgt ihre Nennung in allen mit dem Preis der Kunsthalle Wien 2020 verbundenen Publikationen.
Jury: Veronika Dirnhofer, Anne Faucheret, Lucas Gehrmann, Julian Göthe, WHW und Joanna Warsza
Vorsitz: Johan Hartle
Organisation: Christine Rogi
Preisträgerin der Universität für angewandte Kunst Wien: Huda Takriti
„Huda Takritis perfekt ausgeführte Multimedia-Installation of cities and private living rooms verwebt faktische und fiktionale Elemente, private und kollektive Archive, analoge und digitale Bilder zu einer polyphonen Erzählung, die wie ein politisches Unterbewusstsein funktioniert. Ihr Unterfangen, die Komplexität von Migrations- und Diasporageschichten, geopolitischen Realitäten und Identitätsprojektionen zu entwirren, ohne sie auf Aspekte von Identitätsstiftung und die Suche nach einer allgemeingültigen Wahrheit herunterzubrechen, überzeugte die Jury.“
Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, gratuliert der diesjährigen Gewinnerin und fügt hinzu: „Der Preis der Kunsthalle Wien ist künstlerische Nachwuchsförderung par excellence: Die von einer Jury ausgewählten Künstler*innen erhalten Anerkennung und Sichtbarkeit durch die Ausstellung in einem renommierten Haus, das auf zeitgenössische Kunst auf internationalem Niveau spezialisiert ist, und der Geldpreis bedeutet eine für junge Künstler*innen wichtige existenzielle Unterstützung. Die Kunsthalle Wien beweist mit diesem Preis auch ihre Verbundenheit mit den beiden für bildende Kunst zuständigen Kunstuniversitäten und zeigt Verantwortungsbewusstsein für die Sicherung und Weiterentwicklung von Wien als lebendigem Ort für zeitgenössische Kunst. Der Preis der Kunsthalle Wien ist gerade in Zeiten wie diesen so wichtig wie nie!“
Huda Takriti (*1990 in Damaskus (Syrien), lebt in Wien und Damaskus) studierte Grafik und Malerei an der Fakultät für bildende Künste in Damaskus. 2020 absolvierte sie das Masterstudium an der Abteilung TransArts der Universität für angewandte Kunst Wien, Betreuer*innen: Roman Pfeffer und Kathrin Rhomberg.
Auf die Shortlist und damit in die engere Wahl gelangten zudem folgende Absolvent*innen der Universität für angewandte Kunst Wien aus dem Institut Bildende und Mediale Kunst: Sara-Lisa Bals, Anastasia Jermolaewa und Sebastian Supanz. Zur Anerkennung ihrer Diplom- bzw. Masterarbeiten erfolgt ihre Nennung in allen mit dem Preis der Kunsthalle Wien 2020 verbundenen Publikationen.
Jury: Anne Faucheret, Lucas Gehrmann, Eva Maria Stadler, WHW und Joanna Warsza
Vorsitz: Eva Maria Stadler
Organisation: Anja Seipenbusch
Pressekonferenz: Dienstag, 24. November 2020, 10 Uhr
Zu den Ausstellungen der Preisträgerinnen erscheint je ein Katalog mit Künstler*innen-Interviews, Textbeiträgen der Jurymitglieder und Abbildungsteilen.