Theorie und Affekt
Tagung in der Akademie der bildenden Künste Wien
Konzeption: Marie-Luise Angerer, Sabeth Buchmann
Organisation: Dunja Reithner, Katharina Opara
Programm:
12:00 Begrüßung und Einführung:
Sabeth Buchmann
12:30-13:30 Marie-Luise Angerer
„Vom Begehren nach dem Affekt“
Kaffeepause
14:15-15:00 Gregg Bordowitz
"There: A Feeling" ("Dort: Ein Gefühl")
15:15-16:15 Helen Molesworth
"Sentiment, Sentimentality, Ree Morton, and Installation Art"
Kurze Pause
16:30-17:15 , Andreas Spiegl
„Out of Place Revisited“
17.15-18.00 Kathi Hofer
„’Es funkt.’ Die Ereignishaftigkeit der Empfindung als Denkmodell“
Kaffeepause
18:30-19:30 Jackie Stacey
„Cloning Films with a Difference: Engineering Life, Animating Gender“
Moderation:
Sabeth Buchmann, Achim Hochdörfer und Tom Holert
Marie-Luise Angerer
Professorin für Medien- und Kulturwissenschaften an der Kunsthochschule für Medien Köln. Seit 2007 Rektorin. Forschungsaufenthalte, Gast- und Vertretungsprofessuren in den USA, Australien, Kanada, England, Budapest, Berlin, Bochum, Zürich. Publikationen u.a.: Vom Begehren nach dem Affekt (2007, diaphanes), Future_Bodies. Von Körpers in Science und Fiction (hg. mit Kathrin Peters und Zoe Sofoulis, 2002, Springer), Body Options. Körper.Spuren.Medien.Bilder (1999, Turia & Kant)
Gregg Bordowitz
Künstler, Aktivist, Autor und Film- bzw. Videomacher. Derzeit Gast-Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seine Filme, wie Fast Trip Long Drop (1993), A Cloud In Trousers (1995), The Suicide (1996), und Habit (2001) wurden international auf Festivals, in Museen und Kinos gezeigt. Zahlreiche Veröffentlichungen über AIDS, Cultural Analysis, Cultural Activism, Queer Looks, Uncontrollable Bodies etc. in Zeitschriften wie The Village Voice, Frieze, Artforum, American Imago, October, Documents und Art Journal. Er unterrichtet an der Fakultät für Film, Video, and New Media an der School of the Art Institute in Chicago und am Whitney Museum Independent Study Program. Publikationen: „The AIDS Crisis Is Ridiculous and Other Writings 1986-2003“ (2004, MIT). 2006 erhielt er für diese Sammlung den Frank Jewitt Mather-Preis von der College Art Association. Organisierte zusammen mit Achim Hochdörfer die Gesprächsreihe „MALEREI UND AFFEKT“ im MUMOK/ Wien (Okt.-Dez. 2007).
Sabeth Buchmann
Professorin für Kunstgeschichte der Moderne und Nachmoderne an der Akademie der bildenden Künste Wien. Dort organisierte sie im Januar 2006 mit Helmut Draxler und Stephan Geene eine Abschlusstagung zu ihrem gemeinsamen Forschungsprojekt „Film, Avantgarde und Biopolitik“ (Jan-van-Eyck-Akademie März 2004-Dez. 2006). Publikationen: u.a. Art After Conceptual Art, hg. mit Alexander Alberro, (2006, MIT/ Walter König, Generali Foundation Collection Series), Denken gegen das Denken. Produktion – Technologie - Subjektivität bei Sol LeWitt, Yvonne Rainer und Hélio Oiticica (2007, b-books).
Achim Hochdörfer
Kurator am Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK). Ausstellungen u.a. Jason Rhoades: PeaRoeFoam: My Special Purpose, 2002; Jeff Wall: Photographs, 2003; John Cage, 2004, Mike Kelley: Das Unheimliche, 2004. Leitung des Bereichs „Wissenschaftliche Veranstaltungen“ am MUMOK. Lehraufträge an der Wiener Akademie der bildenden Künste und am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Organisierte zusammen mit Gregg Bordowitz die Gesrpächsreihe „MALEREI UND AFFEKT“ im MUMOK/ Wien (Okt.-Dez. 2007).
Kathi Hofer
Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Eva Schlegel und Matthias Herrmann, Studium der Philosophie in Wien und Marseille. Diplomprojekt: „Die Ereignishaftigkeit der Empfindung im Kino“ (derzeit in Arbeit). Journalistische Tätigkeit bei der Kunstzeitschrift "springerin". Gelegentlich DJ.
Tom Holert
Gast-Professor am Institut für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Von 1992–1995 Redakteur bei Texte zur Kunst, 1996–1999 Mit-Herausgeber von Spex. Wiss. Mitarbeiter und (Gast-) Professor in Stuttgart, Karlsruhe, Siegen und Zürich. Im April 2000 gründete er mit Mark Terkessidis das ‚Institute for Studies in Visual Culture’ (isvc) in Köln. Publikationen u.a. Künstlerwissen (1998, Fink); Herausgeber von Imagineering. Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit (2000, Oktagon); The Future Has a Silver Lining. Genealogies of Glamour (hg. mit Heike Munder, 2004, JRP-Ringier); Fliehkraft. Gesellschaft in Bewegung – von Migranten und Touristen (mit Mark Terkessidis, 2006, Kiepenheuer und Witsch).
Helen Molesworth
Maisie K. and James R. Houghton Curator of Contemporary Art am Harvard University Art Museum. Zuvor Kuratorin am Wexner Center for the Arts und am Baltimore Museum of Art (2000-2003). 1997-1999 Direktorin und Kuratorin der Amelie A. Wallace Gallery an der State University of New York (SUNY), Old Westbury. Unterrichtet an der Yale School of Art und am Bard Center for Curatorial Studies; SUNY, Old Westbury und an der Cooper Union School of Art, NY. Mitbegründerin von ‚Documents’; Autorin zahlreicher Beiträge, u.a. in Art Journal, Artforum, Documents, Frieze und October.
Andreas Spiegl
studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien. Er lehrt am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie der bildenden Künste Wien, an der er seit 2003 auch die Funktion des Vizerektors für Lehre und Forschung innehat. Daneben arbeitet er im Büro für kognitiven Urbanismus zu raum- und subjettheoretischen Fragen. Zahlreiche Veröffentlichungen zur zeitgenössischen Kunst und medientheoretischen Fragestellungen.
Jackie Stacey
Professor of Cultural Studies and Women’s Studies, Department of Sociology, Lancaster University (UK), z. Z. an der Manchester University. Publikationen u.a.
The Cinematic Life of the Gene (erscheint bei Duke University Press), Queer Screen: A Screen Reader (hg. mit Sarah Street, Routledge 2007), Thinking Through the Skin (hg. mit Sara Ahmed, Routledge 2001, S. 1-239); Global Nature, Global Culture (hg. mit Sarah Franklin und Celia Lury Sage 2000, S. 1-280); Screen Histories: A Screen Reader (hg. mit Annette Kuhn, Oxford University Press 1999, S. 1-233)
»Was wäre«, schreibt Paul Rabinow in seiner Anhropologie der Vernunft, »wenn wir die jüngsten Veränderungen in den logoi von Arbeit, Leben und Sprache nicht als einen epochalen Wandel begreifen würden, sondern als fragmentarische und bereichsspezifische Veränderungen«. Was wäre, ließe sich fortführen, wenn wir den gegenwärtigen Kampf zwischen Theorie und Affekt, zwischen Sprache und Emotion, zwischen Logos und Erfahrung als Versuche einer Reformulierung der Fassung des Humanen begreifen? Auch Alain Badiou hat den Schauplatz der Auseinandersetzung als einen zwischen Leben und Begriff (Konzept) ausgemacht und gemeint, es hätte nur einmal im Laufe des 20. Jahrhunderts eine relative Annäherung dieser beiden gegeneinander driftenden Bewegungen in der Philosophie und ihren Feldern (der Kunst, des Films, etc) gegeben.
In den späten 60er Jahren hätte es plötzlich den Zwang, den Druck, die Notwendigkeit gegeben, das Subjekt als etwas zu denken, »was stärker mit dem Leben und dem Körper verbunden ist, etwas Umfassenderes als das bewusste Subjekt, etwas, das einer Produktion oder einer Schöpfung gleicht, das weiterreichende Kräfte in sich konzentriert.« Ein Produkt dieser Notwendigkeit war der Anti-Ödipus von Gilles Deleuze und Félix Guattari. Doch während die beiden die selbstgezogenen Grenzen der Psychoanalyse zu sprengen suchten, wird heute nicht nur der Psychoanalyse, sondern vor allem der Sprache ihr Tod prophezeit. Von John Searle über Antonio Damasio bis zu Derrick de Kerckhove wird das Gehirn, der Körper und seine Sinne in eine neue Apparatur (der Affekte, der digitalen Signale) eingespannt: Das »Ende der Theorie« sowie das Ende der »Dominanz des Visuellen« stehen unmittelbar bevor – so ihre Prognose.
Das Anliegen der Tagung ist, diese Kurzschlüsse und Ambivalenzen in kunst-, kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive anhand ihrer aktuellen Erscheinungen und Anwendungen zu diskutieren.