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Künstlerfarben im Wandel | Neue Anforderungen an die Pigmentanalytik in der modernen und zeitgenössischen Kunst

Datum
Uhrzeit
Organisationseinheiten
Akademie
Ortsbeschreibung
Vortragssaal EA1
Ort, Treffpunkt (1)
Hauptgebäude
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien

Vortrag von Dr. Heike Stege, Doerner Institut, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, organisiert vom Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst

Die Farbmittel moderner Künstlerfarben weisen nur noch wenige Gemeinsamkeiten zu den traditionellen Pigmenten und Farbstoffen auf, wie sie bis in das ausgehende 19. Jahrhundert in der Malerei Verwendung fanden. Insbesondere die synthetischen organischen Pigmente sind in ihrer chemischen Zusammensetzung und Farbskala von enormer Vielfalt und nach wie vor Gegenstand der industriellen Entwicklung. Etwa hundert organische Pigmente sind heute Bestandteile in handelsüblichen Künstlerfarben, zu ihnen zählen beispielsweise die Mono- und Disazopigmente, Phthalocyanine, Chinacridone oder auch die erst in den 1980er Jahren eingeführten Diketopyrrolopyrrole. Eine sichere und möglichst zerstörungsarme Identifizierung synthetischer organischer Pigmente in Proben von Kunstwerken erfordert völlig neue analytische Ansätze und ist in den Museumslaboren heute noch keine Routine. Die Hauptprobleme, die sich dem Analytiker stellen, sind die Vielfalt und chemische Komplexität der möglichen Verbindungen, ihre zum Teil sehr unterschiedlichen Eigenschaften und Löslichkeiten sowie der oft nur geringe Pigmentanteil einer Farbprobe. Die Leistungsfähigkeit und Grenzen verschiedener Analysenmethoden, d.h. mikrochemischer Vortests, Raman-Mikroskopie, Pyrolyse-Gaschromatographie / Massenspektrometrie (Py-GC/MS), Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC) und Dünnschichtchromatographie (DC), für dieses Anwendungsgebiet werden vorgestellt und verglichen. Ergänzt werden die Untersuchungen durch Rasterelektronenmikroskopie / energiedispersive Röntgenmikroanalyse (REM/EDX) für die anorganischen Pigmente. Ausgewählte Fallbeispiele sollen verdeutlichen, dass je nach Probenahmesituation und vorliegender Pigmentklasse eine differenzierte Herangehensweise und Methodenkombination empfehlenswert ist. In den vergangenen Jahren wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes umfangreiche Pigmentanalysen an rund 40 Gemälden deutscher Künstler, u.a. Max Beckmann, Fritz Winter, Georg Baselitz, Markus Lüpertz und
Gerhard Richter, aus der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne durchgeführt. Der Vortrag wird einen Überblick über neue Pigmentnachweise und den aktuellen Wissensstand zu den Verwendungszeiträumen der synthetischen organischen
Pigmente geben.

Priv. Doz. Dr. Heike Stege ist Leiterin der naturwissenschaftlichen Abteilung des Doerner Instituts, München. Sie habilitierte 2005 an der  TU Berlin, im Fach Analytische Chemie "Beiträge zur Materialuntersuchung historischer Glas- und Emailarbeiten durch moderne zerstörungsarme und -freie Analysenmethoden". Ihr derzeitiges Arbeitsgebiet sind kunsttechnologische Untersuchungen von Gemälden, Schwerpunkt Pigmentanalysen.