Ich bin die Vielen | Die Gegenwart des Telepathos
9.00 – 12.00 h und 14.00 - 16.00 h
Vorlesung o.Univ.Prof.Dr. Elisabeth von Samsonow
Zu den Nachmittagsterminen vom 3.4., 8.5. und 19.6. wird Friederike Mayröcker aus ausgewählten Texten lesen.
Die Universalpräsenz jenes „Fühlers“, die mit einem lateinischen Lehnwort „Antenne“ (Segelstange) heißt, schiebt noch einmal jene Ebene in den Vordergrund, den das akademische Wissensideal
ausgeblendet hatte: die Ebene des Fühlens als Kompetenz. Die Vorlesung legt eine Linie der philosophischen Bewertung des Gefühls frei, die mit dem Gang der Moderne wesentlich verknüpft ist.
Während aber vor allem jenes Gefühl, das mit Trauma und Entzug in Zusammenhang steht, thematisiert worden ist, gerieten die nicht katastrophischen Modi des Gefühls in den Verdacht, bloße Mittel der Manipulation zu sein. Insofern mit Manipulation aber auch „Einbruch des Fremden im Eigenen“ gemeint ist, ist eine Richtigstellung dringend vonnöten. Solange nämlich die auf das Gefühl aufbauenden Regeln der Synthese verworfen sind, bleiben nämlich die auf die Erfassung des Fremden hinlaufenden Bemühungen beispielsweise im postkolonialen Feld vergeblich. Die Fetischisierung des (geschlossenen, konsistenten) Ich und der Identität verhindern den theoretischen Zugang zu einer positiven und allgemeinen Fassung jenes „Einbruchs des Anderen“, der durch die moderne Version von Kommunikation, die wesentlich Telekommunikation ist, längst durchgesetzt ist. Im Übrigen, das soll nun unterstrichen werden, ist jene Verbindung zwischen diesem „Einbruch des Anderen“ und der
Vervielfältigung des Ich der zentrale Tropus der Kunst, und zwar sowohl ihrer bildenden, als auch darstellenden und literarischen Formen. Das Weltbild, das uns einen aus Frequenzen und Antennen
komponierten Raum zeigt, schiebt also eine Idee der Verbindung in den Vordergrund, die nicht allein durch die Tatsache der Verfügbarkeit von Informationen zustande kommt, sondern durch das Konzept der „Vervielfältigung des Ich“ („multitude“). Die Vorlesung möchte anhand von Text-, Film- und Hörbeispielen (auch Hörspielen) vor allem die künstlerische Bedeutung des Fühlens und die Arten seines „Transports“ über die Proliferation des künstlerischen/literarischen Ich. Es geht darum, die Verbindung zwischen Sprache und Bild mit neuen Mitteln zu erforschen, wobei in jedem Fall die „kritische Sprache“ als Urteilsinstanz gegenüber der Kunst dekonstruiert werden soll.
Die Vorlesung stellt das Werk Friederike Mayröckers als beispielhaft für die Verbindungen zwischen bildender Kunst und Literatur ins Zentrum. Friederike Mayröckers Werk gilt auf Grund der literarischen Ich-Referenz als „Autofiktion“.
Texte/Werke u.a. von Friederike Mayröcker, Michael Hardt/Antonio Negri, J.G.Fichte, Immanuel Kant, Friedrich Nietzsche, Egon Schiele, Lou Andreas Salomé, Matt Mullican, Urs Lüthi, Cindy Sherman
Termine
3. 4. 2009
9.00 – 12.00 h und 14.00 - 16.00 h
8. 5. 2009
9.00 – 12.00 h und 14.00 - 16.00 h
19. 6. 2009
9.00 – 12.00 h und 14.00 - 16.00 h
Vorlesung o.Univ.Prof.Dr. Elisabeth von Samsonow
Lesung Friederike Mayröcker