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Wissenschaft und Kunst | Exemplarische Positionen

Datum
Organisationseinheiten
Akademie
Ortsbeschreibung
Raum 1
Ort, Treffpunkt (1)
Hauptgebäude
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien

Symposium der ARGE „Wissenschaft und Kunst“ der Österreichischen Forschungsgemeinschaft
Begrüßung durch den Rektor Stephan Schmidt-Wulffen
Einleitung Otto Neumaier (Salzburg)

Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird jedoch gebeten unter
http://www.oefg.at/text/veranstaltungen/wissenschaft_kunst.html

Freitag,26. November

09.30 Begrüßung Stephan Schmidt-Wulffen (Wien)
Einleitung Otto Neumaier (Salzburg)

INTUITION


09.45 Einführung: GeahntesWissen und wozu es werden kann
Wolfgang Marx (Zürich)

10.15 Diskussion

10.45 Positionen zur Rolle derIntuition
Reinhold Bertlmann (Wien), Susanne Granzer  (Wien)

11.30 Diskussion
12.00 Kaffeepause

12.30 Reflexion: Intuition in derMathematik
Peter Schöpf (Graz)

13.00 Diskussion
13.30 Mittagspause

EXPERIMENT

14.15 Einführung:
Das Experiment des Findens alsVerfahrensweise in Wissenschaft und Kunst
Eva Koethen (Hannover)

Das Experiment ausnaturwissenschaftlicher Sicht
Kurt Kotrschal (Wien)

15.15 Diskussion
15.45 Kaffeepause

16.15 Positionen zur Rolle desExperiments
Peter Ablinger  (Berlin), Wolfgang Gratzer (Salzburg)

17.00 Diskussion

17.30 Reflexion: Architektur alsApparatur. Die Rolle des technischen Apparats in der experimentellenArchitektur Österreichs
Albert Kirchengast (Zürich)

18.00 Diskussion

Samstag,27. November

PROZESS


09.30 Einführung: Prozessualität
Stephan Schmidt-Wulffen (Wien)

10.00 Diskussion

10.30 Positionen zur Rolle vonProzessen
Bernhard Leitner (Wien), Günther Bernatzky (Salzburg)

11.15 Diskussion
11.45 Kaffeepause

12.15 Reflexion: Wenn Häwelmannschwebt. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem philosophischenund dem literarischen Schreibprozess
Monika Wogrolly (Graz)

12.45 Diskussion

Die Mitwirkenden:

Peter Ablinger, Komponist, Berlin
Prof. Dr. Günther Bernatzky, Zentrale Tierhaltung d.Naturwissenschaftlichen Fakultät, Universität Salzburg
Prof. Dr. Reinhold  Bertlmann, Institut für TheoretischePhysik, Universität Wien
Prof. Dr. Susanne Granzer, Max Reinhardt Seminar, Universitätfür Musik und Darstellende Kunst Wien
Prof. Dr. Wolfgang  Gratzer, Institut für Musikwissenschaft,Universität Mozarteum Salzburg
Dipl.Ing. Albert Kirchengast, TheorieLab am Departement Architektur,ETH Zürich
Prof. Dr. Eva Koethen, Institut für Gestaltungspraxis undKunstwissenschaft, Universität Hannover
Prof. Dr. Kurt Kotrschal, Departement für Verhaltensbiologie,Universität Wien
Prof. Dr. Bernhard Leitner, Emeritus der Universität fürAngewandte Kunst Wien, Institut für Medienkunst
Prof. Dr. Wolfgang Marx, Emeritus für Psychologie,Universität Zürich
Prof. Dr. Otto Neumaier, FB Philosophie, Kultur- undGesellschaftswissensch. Fakultät, Universität Salzburg
Prof. Dr. Stephan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der BildendenKünste Wien
Prof. Dr. Peter Schöpf, Institut für Mathematik,Universität Graz
Dr. Monika Wogrolly-Domej, Living Culture KG, Graz

MOTIVATION

Spätestens seit derRede-Lecture von C.P.Snow (1959) werden Natur- undGeisteswissenschaften oftals "zwei Kulturen" mit völlig verschiedenen theoretischen undmethodischen Gegebenheiten angesehen; erst recht werden davon nocheinmal dieKünste unterschieden, von denen es heißt, dass sie andersals dieWissenschaften nicht auf Erkenntnis zielen, sondern Gefühleausdrücken odervermitteln. Vereinfacht lässt sich diese Sicht auf die Formelbringen: In denWissenschaften geht es (auf die eine oder andere Weise) um Wahrheit, indenKünsten um Schönheit.

Erst in neuerer Zeit wird verstärkt auf die Notwendigkeiteiner "Re-Integration" von Wissenschaften und Künsten sowie einer"transdisziplinären" Beschäftigung mit komplexen Problemenhingewiesen. Auch werden künstlerische Ansätze zunehmend mitdem Anspruch einermethodischen Forschung verbunden, die ebenso zu Erkenntnis führenkönne wiewissenschaftliche Untersuchungen, aber im Unterschied zu diesen durchdieästhetischen Merkmale eines Werkes vermittelt werde und"ergebnisoffen" sei.

Sowohl in denauf Abgrenzung von Wissenschaften und Künsten bedachten wie in denzwischenihnen vermittelnden Positionen bleibt unklar, inwiefern mit Bezug aufdieverschiedenen Bereiche im selben Sinne von Methode, Forschung oderErkenntnisgesprochen werden kann – ja, ob es sich überhaupt um etwasVergleichbareshandelt oder ob die gleichen Ausdrücke auf unterschiedlicheGegebenheitenangewendet werden. Die erwähnten Zusammenhänge bedürfendeshalb der Klärung,nicht nur in begrifflicher Hinsicht, sondern auch zum eigenen undwechselseitigen Verständnis der Disziplinen.
Die ARGE"Wissenschaft und Kunst" der ÖsterreichischenForschungsgemeinschaftwidmet sich deshalb in einer Reihe von Tagungen wichtigen Aspekten desVerhältnisses von Wissenschaften und Künsten, von gemeinsamenGrundlagen undindividuellen Besonderheiten. Dabei wird es u.a. um die Fragen gehen,wie vielan Wissenschaft in künstlerischen Ansätzen zu finden bzw.dafür notwendig ist,welche Rolle Grenzgänge zwischen den verschiedenen Bereichenspielen oderinwiefern disziplinenübergreifend Beiträge zur Lösungzentraler Problemegeleistet wurden und werden. Einen Einstieg in diese Diskussionen solldiesesSymposium bieten, das "exemplarische Positionen" in den Mittelpunkt stellt, und zwar inBezug auf drei Fragenkomplexe, die in den Wissenschaften wie in denKünsten vonnicht zu überschätzender Bedeutung sind: Intuition,Experiment und Prozess.

1. Intuition : Intuition gilt allgemeinals Grundlage schöpferischer Entwicklungen. Deshalb ist es keinWunder, dassdie Berufung darauf in den Wissenschaften (etwa in Philosophie undMathematik,aber auch in Naturwissenschaften wie Physik oder Chemie) genauso zufinden istwie in den Künsten. Aber was ist Intuition und welche Rolle spieltsie für diewissenschaftliche oder künstlerische Tätigkeit? Handelt essich um einespezifische Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte ohne diskursivenEinsatz desVerstandes zu gewinnen, bzw. um die Begabung, "aus dem Bauch heraus"richtige Entscheidungen zu treffen, oder geht es eher um Einsichten inkomplexeZusammenhänge, die einer rationalen Argumentation wederbedürfen noch fähigsind? Ist Intuition eine Art von nicht begründbarer Eingebung, diejemanden zuneuen Ideen oder Erfindungen führt, oder aber ein auf langerErfahrungberuhendes Wissen, das auch ohne intersubjektiv überprüfbareKriterien sicherist? Ist Intuition schließlich eine Quelle, die als Bezugfür die Erklärung,wie Wissen entsteht, heranzuziehen ist, oder können Einsichtenauch mit Bezugdarauf begründet werden?

2. Experiment :Vorüber100JahrenwurdedasExperiment in Meyers Konversationslexikon allgemein als "Frage an dieNatur" bzw. als " Erforschungsversuch" bestimmt, dann aber auf Verfahreneingegrenzt,durch die "der Naturforscher das Verhalten von Körpern zueinander,eineNaturerscheinung zu ergründen versucht, indem er allestörenden Nebenumständeausschließt, die bei der bloßen Beobachtung den wahrenVorgang oft verhüllenoder modifizieren." Die dieser Bestimmung eigene Mehrdeutigkeitlässt dieMöglichkeit offen, als Experiment schlichtweg den Willen zuverstehen, sichneuen Erfahrungen auszusetzen, wie auch eine genau definierte Methode,durchVersuche Kausalbeziehungen zu erklären. Der Umstand, dass in KunstundWissenschaft gleicherweise von Experimenten die Rede ist, wirft aberdie Frageauf, ob auch auf gleiche Weise davon gesprochen wird. Insbesondere istzuklären, ob Experimente in den Künsten bestenfalls imerwähnten allgemeinenSinne ins Spiel kommen, während Experimente im "eigentlichen"Sinneein Fall für die Naturwissenschaften sind, oder ob der Unterschiedzwischenexperimentellen Ansätzen in Wissenschaft und Kunst wenigerfundamental ist, alser zunächst erscheint.

3. Prozess :EininteressanterParadigmenwechsel,dersichimletzten Jahrhundert sowohl in denKünsten alsauch in den Wissenschaften vollzogenhat,bestehtimWandelvoneiner Betrachtung der Welt alseiner Menge von Gegenständen oder Sachverhalten hin zu ihrer Sichtalsdynamische Prozesse (wobei auch die Betrachtungsweise selbst im SinnedesWortes ein Prozess ist, da sich dieser Ausdruck dem Wörterbuch vonAdelungzufolge auf "die Art und Weise, wie eine Sache behandelt wird",bezieht). Wurde in den Naturwissenschaften diestatisch-klassifikatorische Betrachtungsweisevon Gegenständen allmählich durch eine prozessuale ersetzt,so machte in denKünsten der Begriff des Werks als "opus perfectum et absolutum"nachund nach der Vorstellung vom "Kunstdenken" als lebenslangem ProzessPlatz, wovon die einzelnen Gegenstände, die wir als "Werke"wahrnehmen, nur Momentaufnahmen sind. Angesichts dieser Entwicklungstellt sichjedoch nicht nur die Frage, inwiefern künstlerische undwissenschaftlicheAnsätze Prozesse zum Gegenstand haben, sondern auch, ob (bzw. biszu welchemGrad) der Prozess der Erkenntnis solcher Gegenstände und derFormulierungdieser Erkenntnis für Kunst und Wissenschaft ähnlich oderverschieden ist. Eineeigene Frage betrifft schließlich die Art der Beschäftigungmit dem Prozess derWahrnehmung solcher Prozesse in Wissenschaften und Künsten.