Chambre d'amis: Kilian Immervoll
Eine Veranstaltung des Instituts für bildende Kunst, Fachbereich Video und Videoinstallation.
Wir fuhren mit dem Bus an den Rand der Stadt. Dort gab es Wohnblocks, Einfamilienhäuser und Parks die an den Wald angrenzten. Oder war es Umgekehrt? Unterwegs sahen wir auf der Karte nach. Bald tauchten Pfeile auf; DAS MEISTFOTOGRAFIERTE STÜCK WALD. Ein altes Ehepaar und einige Jogger bewegten sich im jeweiligen Tempo den Weg entlang. Wir folgten einem Trampelpfad bis zu einem leicht erhöhten Platz, der zum Anschauen und Fotografieren gänzlich ungeeignet war. Niemand sonst war da. Wir holten die Postkarte aus der Tasche, das Bild des Waldstücks war genau von diesem Platz dort im Unterholz aus aufgenommen worden. Auf der Rückseite der Karte stand das Copyright, daneben das Wort "Landart". Wir hatten Smartphones dabei als Kameras.
Wir standen in der Nähe eines Weges und beobachteten die Umgebung. Ein paar Spaziergänger stellten sich auf Höhe des meistfotografierten Stück Waldes an den Wegrand und sahen hinauf. Sie machten ein paar Fotos mit ihren Smartphones und gingen weiter. "Sie sind nicht hier um ein Bild einzufangen, sie sind hier um eines aufrechtzuerhalten."
Wir hörten den Bus in der Ferne vorbeifahren, in den die Spaziergänger womöglich eingestiegen war.*
*Text basierend auf "Das meistfotografierte Waldstück" (mit stark veränderten Dialogen aus Don Delillos "Weißes Rauschen") von Jochen Hiltmann.